Schockformen

 

... Jeder Schock bedeutet höchste Lebensgefahr ...

 

Ein Schock ist ein AKUTER SAUERSTOFFMANGEL in allen lebenswichtigen Organen.

Er wird ausgelöst durch eine MINDERDURCHBLUTUNG in den Kapillaren* bzw. der kapillären Strombahn und führt zu einer Schädigung von Zellfunktionen.

 

* Die Kapillaren sind die 'kleinsten' Blutgefäße; sie verbinden das arterielle und das venöse System.

In Geweben mit hohem Sauerstoffbedarf und großer Stoffwechselaktivität finden sich viele Kapillaren (z. B. in den Muskeln oder Nieren).

 

Im sog. Epithelgewebe (= 'Deckgewebe' innerer oder äußerer Körperoberflächen, z. B. Oberhaut, Schleimhaut, Augenlinse) gibt es keine Kapillaren; hier erfolgt die 'Versorgung' mittels Diffusionsvorgängen.

 

Wichtige allgemeine Schocksymptome

  • Angst, Unruhe

Im weiteren Verlauf:

  • Bewusstseinstrübung (Apathie, Schläfrigkeit, Koma)
  • Erhöhte Herzfrequenz (= Tachykardie) oder ein Abfall der Herzfrequenz (= Bradykardie) z. B. aufgrund einer Elektrolytstörung oder einer Hirndrucksteigerung
  • Blutdruckabfall*
  • Nachlassen der Urinproduktion bis zur Anurie*

* Bei einem Absinken des arteriellen Blutdrucks unter 80 mmHg kommt es zu einem akuten Nierenversagen.

 

* Bei einer 'Anurie' liegt die Harnausscheidung unter 100 ml/Tag; die 'normale' Harnausscheidung liegt bei 1 - 1,5 l/Tag.

 

Man unterscheidet verschiedene Schockformen:

 

Adrenerger Schock

 

Ursache: Bei einer bestehenden Unterfunktion der Nebennierenrinde (NNR) kann eine zusätzliche Belastung - z. B. ein Infekt oder ein Unfall - zur sog. 'Addison-Krise'* führen.

Symptome:

  • 'Austrocknung' (= Exsikkose)
  • Hypoglykämie (= Unterzuckerung)
  • Unruhe und Heißhunger
  • Schock mit verminderter Harnausscheidung (= Oligurie)
  • Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma

Bei der NNR-Insuffizienz ist die Produktion von Cortisol und Aldosteron und ihrer Vorstufen ist vermindert.

 

* Als 'Addison-Krise' bezeichnet man eine akute NNR-Insuffizienz mit einem Mangel an allen Hormonen, die in der Nebennierenrinde gebildet werden: Mineralokortikoide, Glukokortikoide, Sexualhormone.

 

Anaphylaktischer Schock

 

Ursache: Durch Kontakt mit dem auslösenden Allergen wird erneut Histamin freigesetzt, führt zu einer Gefäßweitstellung und damit zu einem relativen Flüssigkeitsmangel und Blutdruckabfall, Abnahme des Herzminutenvolumens*  und zu einer Verengung der Bronchien.

 

* Herzminutenvolumen = das von der linken Herzkammer 'ausgeworfene' Blut pro Minute.

 

Der anaphylaktische Schock ist die schwerste Form einer allergischen Reaktion; im Extremfall kann ein Patient innerhalb weniger Minuten durch Herz- oder Atemstillstand versterben.

 

Häufige Allergene sind Medikamente, Insekten- oder Schlangengifte (... diese können auch in Medikamenten enthalten sein ...).

 

Hypoglykämischer Schock ('Unterzuckerungsschock')

 

Ursache: Der Kohlenhydratstoffwechsel entgleist; die Blutzuckerwerte sinken rapide ab, es kommt zu Funktionsstörungen im ZNS (= Zentrales Nervensystem).

 

Die 'Vorboten' einer Hypoglykämie werden oft nicht erkannt, und der Betroffene fällt scheinbar plötzlich in ein Koma. Hypoglykämien können langsam entstehen und sich zunächst durch Verhaltensauffälligkeiten wie z. B. Aggressivität oder Enthemmtheit zeigen.

 

Eine weitere Ursache für einen hypoglykämischen Schock kann auch eine Leberfunktionsstörung oder ein insulinproduzierender Tumor sein.

 

Hypovolämischer Schock

 

Ursache: Eine Verminderung der zirkulierenden Blutmenge, z. B. durch Blutungen oder andere Flüssigkeitsverluste, Verbrennungen, Durchfall, Erbrechen. Auch bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse.

 

Kardiogener Schock

 

Ursache: Eine verminderte Pumpleistung des Herzens, z. B. durch einen Herzinfarkt oder eine akute Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, entzündliche Herzerkrankungen oder eine Lungenembolie.

 

Neurogener Schock

 

Ursache: Ein Hirnstamm- oder Rückenmarkstrauma, z. B. bei Querschnittslähmung oder Vergiftungen mit verschiedenen Schlaf- oder Beruhigungsmitteln.

 

Psychischer Schock (Nervenschock; Akute Belastungsreaktion)

 

Ursache: Ein massives traumatisches Ereignis, z. B. ein Unfall, eine Vergewaltigung, eine Naturkatastrophe oder eine plötzliche und bedrohliche Veränderung der sozialen Beziehungen.

 

Die individuelle Verletzbarkeit ('Vulnerabilität') eines Menschen, seine Bewältigungsstrategien ('Coping-Strategien') und sein soziales Umfeld spielen eine große Rolle.

 

Man unterscheidet 'Belastungsstörungen nach einer akuten Belastung' und 'Anpassungsstörungen nach längerdauernder Belastung'.

 

Septischer Schock

 

Ursache: Schwere bakterielle Infektionen, die z. B. von einer Wunde aus Erreger in die Blutbahn abgeben. Die Bakteriengifte führen zu einer Gefäßerweiterung und damit zu einem relativen Flüssigkeitsmangel in den Gefäßen. Besonders gefährdet sind 'Abwehrgeschwächte'.

 

Spinaler Schock

 

Ursache: Schwere Rückenmarksverletzungen; alle 'zentral erregenden' Impulse fallen weg, es entsteht eine komplette schlaffe Lähmung und ein völliger Sensibilitätsausfall unterhalb des verletzten Rückenmarkabschnitts; auch Blase und Mastdarm werden gelähmt, und evtl. kommt es auch zu Störungen der Atmung.

 

Nach 3 - 6 Wochen sind die Nervenzellen des Rückenmarks teilweise wieder funktionsfähig.

 

Gegenmassnahmen des Körpers

 

Die 'Gegenmaßnahmen' des Körpers bei einem Schock bestehen v. a. in der Ausschüttung von

  • Adrenalin und
  • Noradrenalin,

damit sich die Gefäße verengen und die Herzfrequenz wieder ansteigt, und in der 'Umverteilung' der vorhandenen 'Restblutmenge' (= sog. 'Kreislaufzentralisation'):

  • Nicht unmittelbar lebensnotwendigen Organen (Haut, Magen-Darm-Trakt, Armen, Beinen) wird Blut 'entzogen', damit Gehirn, Herz und Lunge besser durchblutet werden.

Wenn dies gelingt, können sich die bis dahin eingetretenen Schäden zurückbilden.

 

Muskeln, Magen-Darm-Trakt und Nieren können kurze Zeit ohne Sauerstoffversorgung auskommen,

das Gehirn aber nur etwa 3 Minuten.

 

Niere und Lunge sind stark gefährdet, wenn der Stoffwechsel zusammenbricht:

Es kann sich eine 'Schocklunge' entwickeln, die zu einem akuten Lungenversagen führen kann, oder auch eine 'Schockniere' und ein akutes Nierenversagen.

 

Im Magen oder in den Verdauungsorganen kann sich ein sog. 'Stressulkus' (= Geschwür) bilden und zu lebensbedrohlichen Blutungen führen.

 

Quellen und zum Weiterlesen:

Checkliste 'Innere Medizin' und 'Naturheilpraxis heute'

 

Siehe auch:

Dopamin & Co.: Ein Anfang; Die Stress-Reaktion; Secretin

Hypothalamus, Hypophyse, Nebenniere

Hormone & Co.

Was uns nicht hilft: Bullying ... und Mobbing ...

Essen & Co.: Mineralstoffe

Zum Nachdenken: Posttraumatische Belastungsstörung, Hypoglykämie, Hypogonadismus, Hypopituitarismus

 

 

Und auch:

Wunderwerk Gehirn - Hirnsinus

 

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