Cochlea - "Schnecke" - Teil des Innenohrs
... und cochleäre Neurotransmitter ...
Das Innenohr enthält Sinnesrezeptoren (= 'Fühler') für den Gehör- und Gleichgewichtssinn.
Es liegt im 'knöchernen Labyrinth' des Felsenbeins, der sog. 'Felsenbeinpyramide'.
Das 'knöcherne Labyrinth' ist ein kompliziertes Hohlraumsystem.
Die Cochlea gehört zu diesem 'knöchernen Labyrinth'; man bezeichnet sie deshalb auch als 'knöcherne Schnecke': Ein 'spiralig' gewundener Knochenraum. Er ist mit sog. 'Perilymphe' gefüllt.
Die sog. 'häutige Schnecke' umgibt die 'knöcherne Schnecke'. Sie ist ein 'Schlauch', der mit sog. 'Endolymphe' gefüllt ist.
Die 'Lymphe' - ganz allgemein - ist wichtig für die 'Ableitung' von Flüssigkeit aus dem sog. 'Interstitium' (= der Zwischenraum im jeweiligen Organgewebe mit Bindegewebe, Gefäßen und Nerven) in das 'venöse System'. Über das Lymphsystem werden z. B. Hormone, Glukose, Stoffwechselprodukte oder Fremdkörper (z. B. kleinste Staubteilchen) transportiert. Die sog. 'Lymphknoten' übernehmen die 'Reinigungs- und Abwehrarbeit'; anschließend sammelt sich die Lymphe in den großen Lymphbahnen:
- 'Truncus lumbalis dexter und sinister' (= rechter und linker Lenden- und Beckenlymphstamm)
- 'Trunci intestinales' (= Eingeweidelymphstämme)
Das 'Auffangbecken' für die Lymphflüssigkeit ist die 'Cysterna chyli'; aus ihr entspringt das Hauptlymphgefäß des Körpers, der sog. 'Milchbrustgang' (= Ductus thoracicus).
Zum 'knöchernen Labyrinth' des Ohres gehören:
- Der Vorhof mit Utriculus und Sacculus.
- Drei Bogengänge.
- Die Cochlea (= Schnecke).
- Der 'innere Gehörgang' (= Meatus acusticus internus).
Der 'innere Gehörgang' enthält die beiden Hirnnerven:
Nervus vestibulocochlearis - VIII. Hirnnerv
- Ein 'sensorischer Nerv' für Gehör und Gleichgewicht.
- Er versorgt das Corti-Organ (= 'Sinnesepithel' der 'häutigen Schnecke' mit den inneren und äußeren Haarzellen = Hörzellen und Stützzellen).
Nervus facialis - VII. Hirnnerv
- Er besteht aus einem 'motorischen' und einem 'nichtmotorischen' Teil.
- Der 'nichtmotorische' Teil (= Nervus intermedius) wird über das parasympatische Nervensystem versorgt; dieser Teil ist wichtig für die Geschmacks- und Oberflächenwahrnehmung.
Der Vestibularapparat ist Teil des 'inneren Ohres' - als Gleichgewichtsorgan - mit 3 Bogengängen, Sacculus und Utriculus (Grosses und Kleines Vorhofsäckchen). Er beeinflusst vegetative Funktionen (also Funktionen, die nicht dem Willen und dem Bewusstsein unterliegen), z. B.:
Blutdruck, Gerinnungszeit, Differentialblutbild. Jeder Bogengang in unserem Gleichgewichtsorgan ist mit Kernen im Hirnstamm - sog. 'Augenmuskelkernen' - verbunden; der Thalamus (= 'Tor zum Bewusstsein') ist 'Umschaltstation' für optische und akustische Bahnen.
-> Siehe auch 'Vestibularapparat', 'Thalamus'
Neurotransmitter des Innenohrs
Glutamat
- Zuständig für 'aufsteigende Informationen'*.
- Glutamat wirkt erregend (= exzitatorisch).
Viele 'Projektionsbahnen' (= 'weiße Substanz') reagieren auf Glutamat: Bahnen zum Hippocampus, zum Thalamus und zu den 'Basalganglien'*.
Diese Bahnen vermitteln Sinneswahrnehmungen, sind an der 'Feineinstellung' der Motorik beteiligt und z. B. wichtig für Lernen und Gedächtnis.
* Basalganglien = Stammganglien. Dazu zählen z. B.:
Amygdala und Pallidum, Nucleus ruber, Nucleus subthalamicus, Substantia nigra (= Kern mit melaninhaltigen Nervenzellen zwischen Hirnschenkel und Tegmentum), Kerngebiete des 'extrapyramidalen Systems'.
Dopamin, GABA, Acetylcholin und Serotonin
- Zuständig für 'absteigende Informationen'*.
'Aufsteigend' = 'afferent', 'zuführend' = 'sensibel': Informationen aus dem Körper und der Außenwelt werden an das Gehirn übermittelt (-> aus der Peripherie zum ZNS).
'Absteigend' = 'efferent', 'herausführend' = 'motorisch': Informationen werden vom Gehirn an das jeweilige 'Organ' übermittelt (-> vom ZNS an die Peripherie; z. B. zu einem Muskel).
Dopamin und GABA
- Wirken hemmend (= inhibitorisch).
Dopamin entsteht aus DOPA - bzw. aus der Aminosäure Tyrosin bzw. Phenylalanin, und Dopamin wiederum ist die Vorstufe von Noradrenaln, Adrenalin und der Melanine.
GABA entsteht aus 'Glutaminsäure'; Glutamat ist ein Salz der Glutaminsäure und wirkt als Neurotransmitter.
Die Synthese der Glutaminsäure - aus Alphaketoglutarsäure - erfolgt v. a. in Leber, Niere, Gehirn und in der Lunge.
GABA ist in ca. 30 % der Synapsen im Zentralen Nervensystem (ZNS = Gehirn und Rückenmark) nachweisbar.
Glutaminsäure ist - außer für GABA - auch die jeweilige Vorstufe für:
- Ornithin:
Entsteht aus Arginin; wichtig für den Harnstoffzyklus und die Biosynthese von Stickstoffmonoxid.
- Prolin:
Entsteht aus Glutaminsäure oder aus - zugeführtem - Ornithin.
- Hydroxyprolin:
Eine nicht-essentielle Aminosäure; wird also normalerweise im Körper gebildet.
- Baustein der Folsäure:
Glutaminsäure ist auch wichtig für die Bildung von Folsäure.
-> Für die Bildung von Folsäure ist auch Vitamin B12 nötig.
Exkurs:
Folsäure zählt zu den kritischen Nährstoffen fast aller Bevölkerungsgruppen.
Risikogruppen sind v. a. vegan ernährte Säuglinge und Kleinkinder, Pubertierende, Schwangere, Stillende - und Menschen mit einem 'Alkoholproblem'. Auch bestimmte Medikamente können zu einem Mangel an Folsäure führen: Z. B. Antiepileptika, die 'Pille', Chemotherapeutika und Zytostatika.
Acetylcholin
Ist ein 'physiologischer' Neurotransmitter. Er findet sich - jeweils 'absteigend':
- Im Parasympathikus.
- Im Sympathikus an ALLEN präganglionären Synapsen - und an einigen postganglionären Synapsen.
- An den motorischen Endplatten in der Muskulatur.
Serotonin wirkt auf:
- Acetylcholin
- GABA
- Glutamat
Serotonin findet sich:
- In 'enterochromaffinen Zellen' der Darmschleimhaut.
- In Thrombozyten (= Blutplättchen; wichtig für die Blutgerinnung).
- In bestimmten Granulozyten (= den 'basophilen Granulozyten', den sog. 'Blutmastzellen'; diese spielen eine wichtige Rolle bei Überempfindlichkeitsreaktionen vom Soforttyp - Typ I; sie setzen insb. Histamin frei).
Serotonin wird gebildet aus der Aminosäure Typtophan.
Siehe auch:
Dopamin & Co.; Essen & Co.
Wunderwerk Gehirn - Leitungsbahnen, Rindenarchitektonik
Zum Nachdenken - Tinnitus
Zum Nachdenken - Eiweißabbau, Fettabbau etc.
Quellen und zum Weiterlesen:
Klinisches Wörterbuch 'Pschyrembel', Wikipedia und 'Naturheilpraxis heute'