Hypophyse - Hirnanhangdrüse

 

Die Hypophyse ist etwa so groß wie ein Kirschkern.

Sie liegt im 'Türkensattel' (= Sella turcica) in der Schädelbasis und besteht aus dem

Hypophysenvorder- und Hypophysenhinterlappen (HVL und HHL). 

 

Der HVL (= 'Adenohypophyse') ist über spezielle Gefäße -  sog. 'PFORTADERGEFÄSSE', den 'Venae portales hypophysiales', mit dem Zwischenhirn verbunden.

 

Das Zwischenhirn (= Diencephalon) ist 'Schaltstelle' zwischen Großhirn und Hirnstamm; zum Hirnstamm zählt man: Mittelhirn, Brücke und Medulla oblongata.

 

Die 'Venae portales hypophysiales' sind Venenverbindungen zwischen den Kapillarnetzen des HVL und dem 'Sinus cavernosus'.

 

Der Sinus cavernosus ist ein venöser Blutleiter und gehört zu den sog. 'Hirnsinus', genauer zu den 'Sinus durae matris'; diese haben - nicht wie sonst bei Venen üblich - starre Wände und können somit ihr 'Fassungsvermögen' nicht verändern.

 

Der 'Sinus cavernosus' sammelt venöses Blut aus dem Gehirn, den Hirnhäuten, z. T. aus dem Schädeldach, aus der Augenhöhle und dem Innenohr. Er liegt an beiden Seiten der 'Sella turcica'.

 

 

Durch den 'Sinus cavernosus' verlaufen die Hirnnerven:

 

Nervus oculomotorius - III. Hirnnerv:

Motorischer Nerv mit parasympathischen Anteilen; versorgt den Lidhebermuskel und zwei untere gerade Augenmuskeln und den inneren geraden Augenmuskel.

 

Nervus trochlearis - IV. Hirnnerv:

Motorischer Nerv; versorgt den oberen schrägen Augenmuskel.

 

Nervus ophtalmicus; Ast des Nervus trigeminus - V. Hirnnerv:

Sensibler Nerv; Augenhöhlennerv; versorgt Augenhöhle und Stirn.

 

Nervus abducens - VI. Hirnnerv:

Motorischer Nerv; versorgt den äußeren geraden Augenmuskel.

 

Nervus maxillaris; Ast des Nervus trigeminus - V. Hirnnerv:

Sensibler Nerv; Oberkiefernerv; versorgt den Bereich unterhalb der Augenhöhle

(Gesichtshaut, Schleimhaut der Nase, Oberlippe, Zähne des Oberkiefers).

 

 

Zum Nachdenken ...

Auch die 'Arteria carotis interna' verläuft durch den Sinus cavernosus:

Es gibt eine linke und eine rechte 'Kopfschlagader'; sie gehören zu den 'hirnversorgenden Arterien'. 

Ihre 'Versorgungsgebiete:

- Paukenhöhle (= Teil des Mittelohrs mit den Gehörknöchelchen)

- Hirnhaut

- Ganglion trigeminale (= Teilungsstelle des Nervus trigeminus, V. Hirnnerv)

- Hypophyse

- Augenhöhle und Augapfel

- Teile des Gehirns

- vordere Teile der Nasenhöhle

- Stirn

 

-> Siehe auch 'Wunderwerk Gehirn: Hirnsinus'; 'Hirnnerven' und 'Zum Nachdenken: Schockformen' etc.

 

 

Über den Hypophysenstiel (= Infundibulum) ist die - gesamte - Hypophyse mit dem Boden des 3. Hirnventrikels verbunden; dieser durch den 'Aqueductus mesencephali' mit dem 4. Hirnventrikel,

und dieser wiederum über die 'Aperturae laterales und mediana' mit den 'äußeren Liquorräumen' (= Subarachnoidalraum).

 

-> Siehe auch 'Wunderwerk Gehirn: Hirnventrikel und Liquor'

 

Im HVL werden verschiedene Hormone gebildet (s. u.), deren Freisetzung durch die 'Releasing- und Inhibiting-Hormone' des Hypothalamus kontrolliert wird.

 

-> Siehe 'Hypothalamus'

 

Im HHL (= Neurohypophyse) werden die beiden Hormone Oxytocin und Adiuretin (= ADH, Vasopressin), die im Hypothalamus gebildet werden, gespeichert und bei Bedarf freigesetzt.

 

-> Siehe 'Hypothalamus'

 

Der HHL ist über NERVENFASERN verbunden mit den 'Nervenkernen':

 

- 'Nuclei supraoptici' im Hypothalamus 

- 'Nuclei paraventriculares' im Zwischenhirn

 

Dies sind 'vegetative Kerngebiete' für die 'Neurosekretion', d. h. für die Produktion und Absonderung von 'Neurohormonen' durch Nervenzellen.  

 

Zu den Neurohormonen zählt man die Hormone aus Hypophyse, Hypothalamus, dem APUD-System*

(neue Bezeichnung: 'disseminiertes neuroendokrines System') und die Neurotransmitter.

 

* System für die Aufnahme und Decarboxylierung (= Kohlendioxidabspaltung ...) von Aminvorstufen.

Auch Epiphyse, Nebenschilddrüse, Zellen der Plazenta, Magen-Darm-Schleimhaut, Lunge und Bauchspeicheldrüse, der Schilddrüse (C-Zellen), des Nebennierenmarks und des Sympathikus und die 'Melanoblasten' (= Melanozytenvorläufer) gehören zu diesem 'System'.

 

-> C-Zellen der Schilddrüse sondern das Hormon 'Calcitonin' ab; es ist wichtig für den 'Knochenstoffwechsel'.

 

-> C-Zellen gibt es auch in der Nebenschilddrüse und in der Bauchspeicheldrüse.

 

-> Siehe auch: Nebenniere, Dopamin & Co., Aminosäuren, ... und mehr: Disseminiert

 

 

Hypophysenausschaltung

 

 

Durch 'Prolaktinhemmer' (= 'Dopaminagonisten') kann die Hypophyse 'ausgeschaltet' werden: Prolaktinhemmer stimulieren die hypophysären Dopamin-Rezeptoren.

-> Es kann zu Übelkeit, Schwindel und evtl. psychomotorischen* Störungen kommen.

 

* Psychomotorik = körperliches Bewegungs- und Ausdrucksverhalten, das durch seelische Vorgänge beeinflusst wird. Dazu gehören auch Automatismen und Stereotypien.

 

-> Siehe Prolaktin (u.) und 'Dopamin & Co.'

 

Hormone des Hypophysenvorderlappens (HVL)

 

HVL-Hormone steuern 'untergeordnete' Hormondrüsen oder wirken jeweils direkt auf bestimmte Zielzellen. Kontrolliert wird ihre Freisetzung durch die 'Releasing- und Inhibiting-Hormone' des Hypothalamus.

 

Die wichtigsten Hormone, die untergeordnete Hormondrüsen steuern, sind:

 

TSH

Thyreoidea-stimulierendes Hormon (Thyreoidea = Schilddrüse)

- stimuliert die Hormonbildung der Schilddrüse

- wird reguliert durch 'T4' (= Thyroxin*) und TRH* (= thyrotropin-releasing-hormone)

 

* Nicht zu verwechseln mit Tyrosin = Aminosäure; Vorstufe von DOPA, Dopamin, Adrenalin, Thyroxin und der Melanine. Tyrosin entsteht ... aus 'Phenylalanin'.

 

-> Siehe auch 'Dopamin & Co.: Aminosäuren'

 

*Die Ausschüttung von TRH wird durch Noradrenalin stimuliert, durch Serotonin gehemmt.

 

Die Schilddrüsenwerte können erhöht sein bei Schilddrüsenunterfunktion und erniedrigt bei einer HVL-Insuffizenz oder bei Einnahme von Medikamenten (z. B. Dopamin, Kortikoiden, Acetylsalicylsäure).

 

ACTH

Adrenocorticotropes Hormon - Corticotropin

- stimuliert die Cortisolausschüttung in der Nebenniere

- wird durch CRH* (= Corticotropin-releasing-hormone) gesteuert

- unterliegt einem 'zirkadianen Rhythmus'* -> höchste Werte am Morgen

- führt u. a. zu einer verstärkten Ausschüttung von Insulin

 

Kälte und Stress (Adrenalin) fördern die Bildung von ACTH; erhöhte Cortisol-Werte hemmen die Produktion.

 

-> Siehe auch 'Dopamin & Co.: Die Stress-Reaktion'

 

* CRH stimuliert auch die Freisetzung von Beta-Endorphin. Endorphine haben eine stark schmerzstillende, morphinähnliche Wirkung.

 

* Mit 'zirkadianem Rhythmus' bezeichnet man 'tagesrhythmische' Veränderungen - z. B. unseres Schlafes oder unserer Nierenfunktion. Diese Veränderungen werden beeinflusst vom Hell-Dunkel-Wechsel und von 'sozialen Faktoren'.

Die 'zentrale Uhr' funktioniert über 'nicht-visuelle Photosensoren'(!), die auch unabhängig von der Außenwelt und von irgendwelchen 'Zeitgebern' und 'Zeitvorgaben' beibehalten wird.

 

-> Siehe auch: Schlafstörungen; Epiphyse; Nuclei - Nucleus suprachiasmaticus

 

FSH

Follikelstimulierendes Hormon

- fördert Östrogenbildung und Eiteilung bei der Frau; reguliert den Menstruationszyklus

- fördert die Spermienentwicklung beim Mann

 

Die Freisetzung wird gesteuert durch GnRH (= gonadotropin-releasing-hormone*).

 

* GnRH ist ein Neurotransmitter(?) und stimuliert Aufbau und Freisetzung von FSH und LH.

 

LH

Luteinisierendes Hormon

- fördert Eireifung, Eisprung, Gelbkörperbildung bei der Frau; Spermienreifung beim Mann

 

-> Erhöhte Prolaktinspiegel hemmen die FSH- und LH-Ausschüttung.

 

Auf 'Zielzellen' wirken:

 

STH

Somatotropes Hormon; Wachstumshormon; Somatotropin

- kontrolliert das Körperwachstum

 

Wirkt u. a. auch auf die Synthese der 'insulinähnlichen Wachstumsfaktoren' IGF und GFBP-3 in der Leber

(-> wichtig für das Wachstum), auf die Proteinbildung, den Fettstoffwechsel und auf die Regulierung des Blutzuckers

 

STH wird verstärkt freigesetzt:

Bei 'Unterzucker' (= Hypoglykämie) und einem erhöhten Glukagon*-Spielgel, bei einem erhöhten Aminosäurespiegel und im Schlaf.

Vermindert wird das STH durch Glukose (= 'Zucker') und Cortisol.

 

* Glucagon ist der 'Gegenspieler' von Insulin: Insulin senkt den Blutzuckerspiegel, Glukagon hebt den Blutzuckerspiegel an. Glukagon steigert auch die Bildung von Fettsäuren und führt so zu einem Anstieg des Fettsäurespiegels im Blut.

-> Siehe auch 'Insulin & Co.'

 

Prolaktin

- fördert z. B. das Brustdrüsenwachstum und den Stoffwechsel

- beeinflusst die Regulierung des Salz- und Wasserhaushaltes

- beeinflusst die Pigmentbildung

- unterdrückt nach der Geburt das Wiedereinsetzen der Menstruation und  fördert 'Elternverhalten'

- setzt - zusammen mit Cortisol* - die 'Muttermilchproduktion' in Gang

 

* Cortisol gehört zu den sog. 'Glukokortikoiden', den 'Stresshormonen'.

-> Siehe auch 'Dopamin & Co.: Ein Anfang, Die Stress-Reaktion, Cortisol'

 

Die Ausschüttung von Prolaktin wird gefördert durch:

 

- TRH* (= (thyrotropin-releasing-hormone)

- 'Brustwarzenreizung' beim Saugen des Babys

- Stress

- operative Eingriffe

- Hunger

 

* Die Ausschüttung von TRH wiederum wird durch Noradrenalin stimuliert, durch Serotonin gehemmt.

 

MSH

Melanozyten-stimulierendes Hormon; Melanotropin

- reguliert die Hautpigmentierung

- reguliert die Melaninsynthese* in den Melanozyten

- ist teilweise mit ACTH 'identisch'* und entsteht - wie auch ACTH - aus 'Proopiomelanocortin'

 

* Die 'Substantia nigra' enthält melaninhaltige Nervenzellen.

 

-> Siehe auch 'Dopamin & Co.: Aminosäuren'; 'Wunderwerk Gehirn: Substantia nigra'

 

* ACTH = Adrenocorticotropes Hormon (s. o.); stimuliert die Cortisolausschüttung in der Nebenniere; unterliegt einem 'zirkadianen Rhythmus' (höchste Werte am Morgen). ACTH führt u. a. auch zu einer verstärkten Ausschüttung von Insulin.

 

* Teilweise Übereinstimmung der 'Aminosäurensequenz' = Primärstruktur ...

 

 

Quellen und zum Weiterlesen:

Klinisches Wörterbuch 'Pschyrembel' und 'Naturheilpraxis heute'

 

Siehe auch:

Essen & Co. - Phenylalanin; Fettstoffwechsel bzw. Ergänzungen

Zum Nachdenken - Hypogonadismus, Hypopituitarismus, Lymphatisches System

Gedankensplitter - Bulbus olfactorius etc.

 

 

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