Diagnose Autismus bzw. Asperger-Syndrom

Diagnose in der frühen Kindheit bis zum Schulalter

Auf www.autismus-darmstadt.de z. B. gibt es detaillierte Checklisten zur Früherkennung von Autismus, jeweils abgestimmt auf die Untersuchungen beim Kinderarzt – U1 bis U9, also bis zum Schulkindalter.

Diese Listen wurden speziell für Kinderärzte entwickelt.

Abgefragt werden die Bereiche Wahrnehmung, Sozialverhalten, Motorik, Sprache, Ess- und Trinkverhalten. Ausdrücklich wird aber gleich zu Beginn darauf hingewiesen, dass alle aufgeführten Verhaltensmerkmale auch bei „normalen“ Kindern auftreten können und diese jeweils genau analysiert werden müssen.

Auch auf www.autismus-etcetera.de finden sich weitere Diagnose-Listen, auch die beiden „offiziellen Manuals“ ICD10 und DSM IV, jeweils für Frühkindlichen Autismus und Asperger-Syndrom, und die Kriterien von Gillberg und Gillberg für Asperger.

Zwei Punkte sind sehr wichtig, bei deren Auftreten unbedingt genau Autismus-Verdacht geprüft werden sollte:

- Seh- und Hörstörungen bzw. -beeinträchtigungen

- motorische bzw. „muskuläre“ Auffälligkeiten – z. B. auch solche im Mundbereich, die sich durch Sprechschwierigkeiten (z. B. Nicole Schuster) oder auch eine „falsche Zungenlage“ zeigen können – s. a. „Nonverbale Lernstörung“

Diagnose während der Schulzeit

Verhaltensauffälligkeiten und Lernprobleme

„Kinder sind anders und fallen durch ihr ganzes Wesen aus der Herde heraus.“

(Hans Asperger)

- Ausgegrenzt- und Gehänseltwerden, Nicht-dazu-Gehören, Abseits-Stehen

- Unwohlfühlen in Gruppensituationen

- Probleme mit sozialen Kontaken

- Angst vor neuen Situationen

- Versagensängste

- soziale „Naivität“

- Aufmerksamkeitsprobleme, Impulsivität, motorische Unruhe

- Probleme mit exekutiven Funktionen: Organisation und Planung, Zeitmanagement, Arbeitsgedächtnis, Impulskontrolle, Selbstreflexion, Selbstkontrolle

- Introvertiertheit

- Bedürfnis nach Ruhephasen und Phasen des Alleinseins, z. B. in den Pausen

- Probleme bei der visuellen und/oder auditiven Wahrnehmung

- Prosopagnosie (Probleme mit Gesichtererkennung)

- Linkshändigkeit(?)

- Dyskalkulie, Legasthenie

- Probleme mit der Handschrift: "verkrampfte Hand", schlecht leserlich, braucht lange, häufiges Radieren

- Nonverbale Lernstörung (NLS)

Zusammenhänge und eine evtl. Überlappung bzw. ‚Identität’ zwischen Asperger-Syndrom und Nonverbaler Lernstörung werden derzeit von Spezialisten intensiv erforscht.

Diagnose über „Umwege“

Diagnose von den Stärken her

- Loyalität

- Unvoreingenommenheit

- Offenheit

- Vertreten eigener Theorien und Meinungen

- Enthusiasmus für bestimmte Ideen

- Wortgewandtheit

- Detailgenauigkeit

- Kreativität

- gutes Gedächtnis

- Beharrlichkeit

- Ordnungsliebe

- Verständnis ...

Diagnose von einer „Komorbidität“ her

- AD(H)S

- Lernstörungen (z. B. Legasthenie, Dyskalkulie)

- Nonverbale Lernstörung

- (reaktive) Depressionen bis hin zu Selbstmord

- Angst- und Panikerkrankungen

- Selbstverletzendes Verhalten

- Sprach-, Sprechstörungen

- Tics (mimisch, motorisch, vokal, verhaltensmässig), Tourette-Syndrom

- Zwangsstörungen

- Wutanfälle, evtl. Missbrauch von Gegenständen

- Sucht (v. a. Alkohol, Nikotin)

- Schlafstörungen

- nächtliche Angst (Pavor nocturnus)

- Essstörungen (z. B. Untergewicht, Anorexia nervosa, Bulimia nervosa)

Diagnose von den Kompensations- und Anpassungsstrategien her

Wenn man diese kennt, kann man „Rückschlüsse“ ziehen auf Autismus bzw. Asperger-Syndrom. Folgende Strategien nennt Tony Attwood:

- Reaktive Depression

- Flucht in die Phantasie

- Leugnen und Überheblichkeit

- Nachahmen

Diagnose durch die Diagnose eines nahen Verwandten oder eines Geschwisters

- 46 % der Verwandten ersten Grades zeigen ähnliche Fähigkeits- und Verhaltensprofile

Diagnose im Erwachsenenalter von den auftretenden Schwierigkeiten her

- Probleme im Berufsleben

- Probleme in der Partnerschaft, Probleme mit dem Alleinsein

- Probleme bei der Kommunikation und Interaktion ...

Konflikte, die bislang nicht erkannt und verarbeitet wurden oder auch alte Traumen, Negativerlebnisse usw. können jederzeit an die „Oberfläche“ kommen und Ängste und Konfliktpotentiale weiter verschlimmern.

Wenn belastende Situationen länger anhalten, kann sich dies sehr negativ auf das Selbstwertgefühl und die gesamte Lebenssituation auswirken – Depressionen bis hin zu Selbsttötungsgedanken und Suizidversuchen bzw. Suiziden sind dann möglich ...

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