Bahnen im Zwischenhirn

 

- Der II. Hirnnerv - der SEHNERV - zieht ins Zwischenhirn -

 

Zum Zwischenhirn (= Diencephalon) gehören:

 

- Hypophyse

- Epiphyse

- Subthalamus, Hypothalamus, Metathalamus, Thalamus

 

Übersicht:

 

 

Tractus

corticohypo-thalamicus

Tractus opticus

Tractus

habenulointerpeduncularis

Fasciculus longitudinalis

dorsalis

Vom Riechhirn und FRONTALLAPPEN zum Hypothalamus

Vom CHIASMA OPTICUM und COPUS GENICULATUM LATERALE (= Schaltstelle der zentralen Sehbahn)

Von den NUCLEI HABENULARES des EPITHALAMUS zum NUCLEUS INTERPEDUNCULARIS in der Mittelhirnhaube

Auf- und absteigendes Fasersystem zwischen HYPOTHALAMUS und Kerngebieten im HIRNSTAMM

 

 

 

Und: Tractus supraopticohypophysialis, Tractus tuberoinfundibularis (s. u.).

 

 

Tractus corticohypothalamicus

Fasern vom 'Riechhirn' und FRONTALLAPPEN zum HYPOTHALAMUS (im Zwischenhirn).

 

Das RIECHHIRN (= Rhinencephalon) ist der ‚älteste Teil’ des Großhirns.

Die Riechbahn hat auch Verbindungen zum ‚Limbischen System’:

Area subcallosa

Amygdala

Gyrus parahippocampalis (Windung im SCHLÄFENLAPPEN = TEMPORALLAPPEN)

 

Hier liegt u. a. die HÖRREGION und das WERNICKE-ZENTRUM (s. o.).

 

 

Tractus opticus

Zwischen CHIASMA OPTICUM und CORPUS GENICULATUM LATERALE.

 

Der ‚Tractus opticus’ ist ein Abschnitt der Sehbahn zwischen CHIASMA OPTICUM (= Sehnervenkreuzung) und CORPUS GENICULATUM LATERALE (= Schaltstelle der zentralen Sehbahn).

Im Chiasma opticum vereinigen sich die beiden Sehnerven und verlaufen jeweils weiter als TRACTUS OPTICUS; nur die ‚nasalen’ Netzhautfasern werden gekreuzt, die anderen Fasern bleiben ungekreuzt.

 

 

Tractus habenulointerpeduncularis

= Fasciculus retroflexus

 

Die Fasern verlaufen von den

  • NUCLEI HABENULARES des Epithalamus zum
  • NUCLEUS INTERPEDUNCULARIS im Tegmentum mesencephali (= Mittelhirnhaube) im Mittelhirn.

Der EPITHALAMUS ist ein Teil des Zwischenhirns (= Diencephalon). Er besteht aus der HABENULA

(= Zirbelstiel) und der EPIPHYSE (= Zirbeldrüse).

 

Der Zirbelstiel besteht aus zwei dünnen Markbündeln; diese verbinden die EPIPHYSE mit dem THALAMUS (über die STRIAE MEDULLARES THALAMI = markhaltiges Faserbündel auf dem THALAMUS).

 

Der NUCLEUS INTERPEDUNCULARIS liegt über der ‚Fossa interpeduncularis’, einer Vertiefung zwischen den HIRNSCHENKELN.

Er leitet Impulse weiter an die FORMATIO RETICULARIS*, und er erhält Fasern aus dem EPITHALAMUS und aus dem LIMBISCHEN SYSTEM.

 

* Formatio reticularis = Netz aus 'grauer und weißer Substanz'; verläuft von der Medulla oblongata bis ins Zwischenhirn und abwärts bis zu den motorischen VORDERHORNZELLEN des Rückenmarks. Vermittelt lebenswichtige reflektorische Erregungen, steuert vegetative Funktionen, koordiniert Reflexe zu Bewegungsabläufen und verarbeitet 'aufsteigende' Erregungen als 'Informationen' für die Großhirnrinde.

 

Zum LIMBISCHEN SYSTEM gehören v. a.:

  • Hippocampus
  • Amygdala
  • Indusium griseum (= Schicht der ‚Substantia grisea’ auf dem Corpus callosum = Balken zwischen den Großhirnhemispären)
  • Septale Kerne
  • Nucleus habenularis
  • Nuclei anteriores thalami (Nuclei ventrales anterior = 'Vordere Kerngruppen des Thalamus*)

* Die NUCLEI VENTRALES ANTERIOR des Thalamus erhalten Erregungen aus

 

- Pallidum

- Kleinhirn und

- NUCLEUS INTERSTITIALIS

 

und geben sie weiter an die Großhirnrinde.

 

Der NUCLEUS INTERSTITIALIS* erhält auch Fasern aus den NUCLEI VESTIBULARES* und aus der ‚grauen Schicht’ der COLLICULI SUPERIORES* (‚obere Vierhügel’; Teil der Sehbahn).

 

* Er liegt  in der FORMATIO RETICULARIS im Mittelhirn.

 

* NUCLEI VESTIBULARES = Vestibulariskerne: Es sind die Endkerne des VIII. Hirnnerven (NERVUS VESTIBULOCOCHLEARIS bzw. des NERVUS VESTIBULARIS). Sie liegen im Boden der 'Rautengrube' = Boden des 4. Hirnventrikels). Sie haben Verbindungen zum Rückenmark, zum Kleinhirn und zum FASCICULUS LONGITUDINALIS MEDIALIS (s. u.). Man unterscheidet:

 

NUCLEUS VESTIBULARIS MEDIALIS

Er erhält Impulse hpts. aus den drei 'Bogengängen' im Innenohr; hier (und auch im Vorhof des Ohres) liegen die Sinnesrezeptoren des Gleichgewichtsorgans. Die Sinneszellen der Bogengänge reagieren auf Drehbewegungen; die Sinnneszellen im Vorhof auf Schwerkraft und Beschleunigungen.

 

-> Jeder Bogengang ist über den Hirnstamm mit den Augenmuskelkernen verbunden.

 

NUCLEUS VESTIBULARIS LATERALIS

Ursprung des 'Tractus vestibulospinalis'; dieser verläuft im VORDERSTRANG zu den VORDERWURZELZELLEN des Rückenmarks (s. Motoneurone bei 'Tractus A-Z').

 

Er erhält Impulse aus dem Utriculus (-> kontrolliert die waagrechte Lage, v. a. die des Kopfes), aus KLEINHIRN und RÜCKENMARK.

 

NUCLEUS VESTIBULARIS SUPERIOR UND INFERIOR ...

 

Fasern aus dem MEDIALEN und SUPERIOREN (= oberen) Vestibulariskern ziehen zum 'Fasciculus longitudinalis medialis' (s. u.).

 

Der INFERIORE Vestibulariskern erhält Fasern aus den Bogengängen (-> reagieren auf Drehbewegungen), aus Utriculus (-> kontrolliert die waagrechte Lage), aus Sacculus (-> kontrolliert die 'Senkrechte', ist 'klangempfindlich') und aus dem KLEINHIRNWURM.

 

Aus dem NUCLEUS INTERSTITIALIS entspringt ein Teil der Fasern des FASCICULUS LONGITUDINALIS MEDIALIS:

 

Er liegt im rückseitigen (= dorsalen) Teil der Brücke. Es ist ein ‚auf- und absteigendes’ Fasersystem und verbindet und koordiniert die motorischen Hirnnervenkerne miteinander und den Vestibularapparat mit der Augen-, Hals- und Rumpfmuskulatur, u. a. auch die Kau-, Zungen- und Schlundmuskulatur beim Sprechen und Schlucken.

 

Motorische Hirnnerven bzw. Hirnnerven mit motorischen Anteilen und ihre jeweiligen ‚Versorgungsgebiete’:

 

 

III. Hirnnerv

N. OCULOMOTORIUS

Versorgt vier der sechs äußeren Augenmuskeln.

IV. Hirnnerv

N. TROCHLEARIS

Versorgt den oberen schrägen Augenmuskel.

V. Hirnnerv

N. TRIGEMINUS; 3. Ast: N. MANDIBULARIS

Versorgt alle Kau- und Mundbodenmuskeln.

VI. Hirnnerv

N. ABDUCENS

Versorgt den äußeren geraden Augenmuskel.

VII. Hirnnerv

N. FACIALIS

Versorgt die mimische Muskulatur des Gesichts.

IX. Hirnnerv

N. GLOSSOPHARYNGEUS

Versorgt die Rachenmuskeln.

X. Hirnnerv

N. VAGUS

Versorgt den Kehlkopfbereich

 

 

* COLLICULI SUPERIORES = 'obere Hügel' der 'Vierhügelplatte'; Teil des Mittelhirns. Sie sind an die Sehbahn angeschlossen und Teil des 'extrapyramidalen Systems' (reguliert unseren Muskeltonus, steuert unsere unbewussten und unsere Koordinationsbewegungen, die Körperhaltung, Ausdrucks-, Abwehr- und Gleichgewichtsbewegungen).

 

* Die MITTELHIRNHAUBE enthält u. a.:

 

Hirnnervenkerne der Hirnnerven

 

III. – N. OCULOMOTORIUS:

Versorgt vier der sechs äußeren quergestreiften* Augenmuskeln.

 

IV. – N. TROCHLEARIS:

Versorgt den oberen schrägen Augenmuskel.

 

V. (zum Teil) – N. TRIGEMINUS:

Versorgt u. a. Augenhöhle und Stirn (Ast V1 = NERVUS OPHTHALMICUS)

 

 

NUCLEUS RUBER

Er hat Verbindungen zum Kleinhirn und ist damit wichtig für die Feinmotorik; seine Verbindungen zum Rückenmark aktivieren die BEUGEMUSKELN.

 

NUCLEI RAPHES

Hier findet man sehr viel Serotonin – mit Projektionen in das Groß- und Kleinhirn, ins Rückenmark und zum ‚Locus caeruleus’ in der RAUTENGRUBE (= Boden des 4. Hirnventrikels).

 

 

* Quergestreifte Muskulatur: Wird vom Zentralen Nervensystem gesteuert (größtenteils willentlich steuerbar).

 

 

Fasciculus longitudinalis dorsalis

Auf- und absteigende Fasern zwischen HYPOTHALAMUS und HIRNSTAMM.

 

Der ‚Fasciculus longitudinalis dorsalis’ ist ein Faserbündel mit 'auf- und absteigenden' Fasern

(= afferent und efferent) zwischen HYPOTHALAMUS und Kerngebieten im HIRNSTAMM; v. a. zwischen motorischen und sekretorischen Hirnnervenkernen:

 

 

 

III. Hirnnerv

Nervus oculomotorius

Augenmuskelnerv

Versorgt den Lidhebermuskel und vier der sechs äußeren Augenmuskeln.

VII. Hirnnerv

Nervus facialis

Gesichtsnerv; auch 'parasympathische' Versorgung der Tränen-, Unterkiefer- und Unterzungendrüse.

 

Versorgt u. a. die mimische Muskulatur des Gesichts und leitet Geschmacksempfindungen aus den vorderen zwei Dritteln der Zunge zum Hirnstamm.

X. Hirnnerv

Nervus vagus

Eingeweidenerv; Hauptnerv des 'Parasympathikus'.

Versorgt den Kehlkopfbereich (motorisch und sensibel), leitet sensible Impulse von Organen zum ZNS und Impulse an die 'glatte Muskulatur'* und Impulse an innere Organe (sekretorisch).

XII. Hirnnerv

Nervus hypoglossus

Zungennerv

Versorgt die Muskulatur der Zunge.

Nucleus ambiguus

Ursprungskern für den IX., X. und Teile des XI. Hirnnervs in der MEDULLA OBLONGATA.

IX. - Nervus glossopharyngeus:

Versorgt die Rachenmuskeln und Schleimhaut des Rachens; übermittelt Geschmacksempfindungen aus dem hinteren Zungendrittel; er versorgt parasympathisch die Ohrspeicheldrüse.

X. - Nervus vagus (s. o.)

XI. - Nervus accessorius:

Versorgt Muskeln des Halses, den Kopfwender- und Kapuzenmuskel.

Nucleus solitarius

Kerngruppe im 'Tractus solitarius' in der MEDULLA OBLONGATA; enthält die Endkerne der sensorischen und sensiblen Fasern der Hirnnerven VII., XI. und X.

Die Geschmacksfasern folgender Hirnnerven ziehen zum 'Nucleus solitarius':

VII. - Nervus facialis; aus den vorderen zwei Dritteln der Zunge.

XI. - Nervus glossopharyngeus; aus dem hinteren Drittel der Zunge.

X. - Nervus vagus; aus dem Bereich der Zungenwurzel und dem unteren Rachen.

Nuclei salivatorii:

Inferior* und superior

Inferior: Gehört zu den Kernen des Nervus glossopharyngeus (IX.)

Superior: Sog. 'Speichelkern' im Boden der RAUTENGRUBE; er enthält die Wurzelzellen für die parasympathischen Fasern des 'NERVUS INTERMEDIUS' (= nicht-motorischer Teil des NERVUS FACIALIS).

Inferior:

Versorgt die Ohrspeicheldrüse.

Superior:

Versorgt die Speichel- und Tränendrüse.

 

 

 

 

* Zum Hirnstamm zählt man: Medulla oblongata, Brücke (Pons) und Mittelhirn (Mesencephalon). Schädigungen im Bereich des Hirnstamms führen zu sog. 'Hirnstammsyndromen', z. B.: Hirnnervenlähmungen, -ausfälle oder -krämpfe oder die sog. 'Bulbärparalyse' (= Schädigung motorischer Hirnnervenkerne) mit den Symptomen:

  • Dysarthrie = Sprechstörung durch Störung der nervalen Strukturen, die hierfür nötig sind: Störung der Artikulation, vermehrte Sprechanstrengung, Veränderungen der Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit
  • Aphonie = Stimmlosigkeit
  • Störungen der Schluck- und Kaubewegungen
  • Zungenatrophie

* 'Glatte Muskulatur' findet man in der Wand innerer Hohlorgane (z. B. Magen, Darm, Harnblase, Gebärmutter) und in Blutgefäßen.

 

* Den 'Nucleus salivatorius inferior' zählt man zu den Kernen des NERVUS GLOSSOPHARYNGEUS

(= IX. Hirnnerv); sie liegen in der Medulla oblongata. Dazu gehören:

- Nucleus ambiguus (motorisch)

- Nucleus salivatorius inferior (parasympathisch)

- Nucleus solitarius (sensorisch und sensibel)

 

Im 'FASCICULUS LONGITUDINALIS DORSALIS' verlaufen unmyelinisierte Fasern:

Myelin ist die 'Isolierschicht' der MARKHALTIGEN Nervenfasern (= Substantia alba; weiße Substanz); sie bildet die 'MYELINSCHEIDE' (= Umhüllung der Axone*).

 

* Ein 'Axon' ist ein 'wegführender', ein 'Dendrit' ein 'zuführender' Fortsatz einer Nervenzelle. Die meisten Nervenzellen haben MEHRERE Dendriten, aber nur EIN Axon. Das Axon hat jeweils eine MYELINHÜLLE …

 

 

Weitere Bahnen im Zwischenhirn

 

 

Tractus supraoptico-hypophysialis

Von den NUCLEI

- SUPRAOPTICUS

- PARAVENTRICULARIS

- TUBERALIS

zum HYPOPHYSEN-HINTERLAPPEN.

Es sind wichtige Kerne des HYPOTHALAMUS.

Der NUCLEUS SUPRAOPTICUS:

Liegt oberhalb des TRACTUS OPTICUS (= Abschnitt der Sehbahn zwischen der Sehnervenkreuzung und dem CORPUS GENICULATUM LATERALE, der ‚Schaltstelle’ der zentralen Sehbahn; s. o.).

Der NUCLEUS PARAVENTRICULARIS:

Liegt an der Seitenwand des 3. Hirnventrikels und bildet hpts. Oxytocin, zu einem geringen Teil auch ADH.

Der NUCLEUS TUBERALIS:

Liegt im Zwischenhirn (Tuber cinereum = ’grauer Höcker’ des Hypothalamus), hinter dem Hypophysenstiel, am Boden des 3. Hirnventrikels.

Er synthetisiert Hormone, die die Synthese und Sekretion der Hormone aus dem HYPOPHYSENVORDERLAPPEN  (FSH, LH, TSH, ACTH, STH, Prolaktin) fördern oder hemmen.

HYPOPHYSENHINTERLAPPEN:

Die Hormone Oxytocin und Vasopressin (ADH), die im Hypothalamus gebildet werden, werden hier gespeichert.

OXYTOCIN:

Das sog. ‚Zärtlichkeitshormon’.

ADH:

Antidiuretisches Hormon; wichtig für unseren ‚Wasserhaushalt’.

Der HYPOPHYSENHINTERLAPPEN ist über Nervenfasern mit den NUCLEI SUPRAOPTICI und PARAVENTRICULARES und dem HYPOTHALAMUS verbunden.

Im HYPOPHYSENZWISCHEN-LAPPEN wird MSH (= Melanozyten-stimulierendes Hormon) gebildet; es ist v. a. wichtig für die MELANINSYNTHESE aus DOPA.

Der HYPOPHYSENVORDERLAPPEN ist über sog. ‚Pfortadergefäße’* der Hypophyse mit dem Zwischenhirn verbunden.

*Pfortadergefäße der Hypophyse sind besondere Gefäßverbindungen zwischen dem HYPOTHALAMUS und dem HYPOPHYSENVORDERLAPPEN.

 

 

Tractus tuberoinfundibularis

Verbindungsbahn im HYPOPHYSENSTIEL (= Infundibulum)

Verbindet wichtige Kerne des TUBER CINEREUM (= ‚Grauer Höcker’ des Hypothalamus, am Boden des 3. Hirnventrikels).

 

 

 

 

Quellen und zum Weiterlesen:

Klinisches Wörterbuch ‚Pschyrembel’ und ‚Naturheilpraxis heute’

 

Siehe auch:

Schlafstörungen und Epiphyse

Hypothalamus, Thalamus

Wunderwerk Gehirn

Hirnnerven, Nervensystem, Nuclei: Hirnnervenkerne

Wunderwerk Mensch: Hörbahn, Sehbahn etc.

Zum Nachdenken: Rautengrube

 

 

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