„Angst“

Trennungs- oder Verlustangst findet sich sehr häufig im Autismus-Spektrum.

Oft werden „autismusspezifische“ Ängste und daraus resultierende, oft unverständliche Verhaltensweisen, ausgelöst durch:

- Sensorische Überladung

- Versagen oder vermeintliches Versagen

- Änderungen oder Unterbrechung von Ritualen

- Dinge, die nicht in erwarteter Weise ablaufen und eintreffen

Wenn solche Ängste oder Reaktionen auf Situationen bei einem Kind auftreten, sollte man unbedingt auch an das „Autismus-Spektrum“ als mögliche Diagnose denken und in dieser Richtung weiter nachforschen.

Oft führen Kinder dann „Rituale zur Angstverminderung“ durch. Das ist vielleicht nicht leicht zu erkennen, aber wenn man weiss, dass man auch in dieser Richtung nachfragen und nachforschen sollte, kann man die Angst und das daraus resultierende – oft sehr unverständliche – Verhalten eher erkennen.

Angst kann auch eine Reaktion auf ein – seelisches oder körperliches – Trauma oder eine Reaktion auf belastende Lebenssituationen sein, die u. U. bei einem Kind zu Sprachproblemen (Sprachlosigkeit, Stottern etc.) führen kann.

Angst schnellstmöglich – vor allem bei einem Kind – zu erkennen und sie zu „bannen“, damit sie nicht „weiterwachsen“ kann, sollte oberste Priorität haben:

Gerade die Kindheit – und besonders das Kleinkindesalter - und auch die Schulsituation mit der Angst vor Versagen und dem Gefühl, nicht zu genügen – sei eine Zeit besonderer Angstbereitschaft, sah schon Hans Asperger - als Kinderarzt.

Auch Vorgänge in der Umwelt oder Natur, die Dunkelheit der Nacht, unbekannte Geräusche etc. können seiner Beobachtung nach bei Kindern Angst hervorrufen, als unheimlich erlebt werden. Und oft seien es gerade sensible Kinder, die besonders ängstlich sind bzw. werden können …

"Kindheitsängste - oft weiss niemand etwas davon ... nicht einmal die Mutter ..."

(Nach Martin L. Kutscher)

 

Angstsymptome – bei Kindern - können u. a. sein:

(Nach Hans Asperger)

- Einnässen/Bettnässen, Einschmutzen

- Erbrechen

- Symptome am Herzen

- Appetitstörungen

- Zittern

- Schmerzzustände (besonders Kopfschmerzen)

- Schlafstörungen (Einschlafstörungen, nächtliche Angstzustände)

- Aggressionen

Essstörungen lassen sich auch oft auf Angst zurückführen:

- Untergewicht

- Anorexia nervosa

- Bulimia nervosa

Es ist wichtig, schon früh zu lernen, mit Ängsten umzugehen - und jemanden zu haben, der einem dabei hilft. Gerade Kinder geraten leicht in eine fatale ‚Angst-Spirale’, die ihre Angst immer größer werden lässt!

Eine einfache Hilfe gegen Angst - und nicht nur für Kinder (!) - können Menschen sein, bei denen man sich 'angenommen' fühlt und wertgeschätzt ...

Und wenn man auch Fehler machen darf und nicht perfekt sein muss ...

"Besonders häufig finden sich aber Angstzustände bei differenzierten, fein organisierten, übersensiblen Kindern, bei denen man das Gefühl hat, ihr Nervensystem sei ein allzu feines Instrument, käme den Beanspruchungen des Lebens gegenüber allzu leicht aus dem Gleichgewicht."

"Die größte Bedeutung als Angstursache hat jedoch nach unserer Überzeugung das Fehlen oder der Verlust richtiger emotionaler Beziehungen."

Hans Asperger

Quelle und zum Weiterlesen:

Hans Asperger - 'Heilpädagogik'

 

Temple Grandin schreibt, dass man in einer Studie herausgefunden hat, dass auch 'scheue Kinder' einen erhöhten Cortisolspiegel aufweisen. Man geht davon aus, dass ihr 'sympathisches Nervensystem' sehr sensibel ist, schnell und intensiv reagiert, und sie dadurch in ungewohnen Situationen leicht in Panik geraten - ebenso wie sehr angespannte und leicht erregbare Tiere ...

... Stress = Angst ...

 

Quelle und zum Weiterlesen:

Temple Grandin - 'Ich bin die Anthropologin auf dem Mars - Mein Leben als Autistin'

Siehe auch:

Dopamin & Co. - Die Stress-Reaktion etc.

Nervensystem

Glossar - Myoepithelien und Oxytocin

Zum Nachdenken - Was wäre, wenn ..., Angst-Aussagen, Beißen, Stress etc.

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