Glossar -

Diabetes insipidus

 

DEFINITION:

  • Störung der Harnausscheidung (Diurese) infolge einer verminderten Wasserrückaufnahme (Wasserreabsorption) in den Sammelrohren der Niere und Ausscheidung großer Harnmengen. Der Urin ist ‚wasserhell’ und hat ein erniedrigtes spezifisches Gewicht.

 

FORMEN:

1. Diabetes insipidus centralis bzw. Diabetes insipidus neurohormonalis

Ursache:

Ungenügende oder fehlende Produktion bzw. Sekretion von ADH

a) angeboren

b) symptomatisch – z. B. bei Schädelhirntrauma, Meningitis, Enzephalitis und Erkrankungen mit Schädigung der Osmosensoren im Hypothalamus sowie nach operativer Hypophysenausschaltung

 

2. Diabetes insipidus renalis

Defekt der ADH-sensitiven Rezeptoren mit unzureichender Ausbildung der Wasserkanäle (Aquaporine) in den Sammelrohren der Niere

a) angeboren

b) bei akutem Nierenversagen, Destruktion der ADH-Rezeptoren (v. a. bei chronischen Nierenerkrankungen) oder toxisch bedingt (z. B. durch Einnahme von Lithium)

 

3. Diabetes insipidus in der Schwangerschaft

Ursache:

Vermehrter ADH-Abbau

 

4. Dipsogener Diabetes insipidus

Ursache:

Primäre Polydipsie

 

Ursachen für Polydipsie:

a) psychogen, ohne vorausgehenden Anstieg der Plasmaosmolarität

b) reaktiv, als Folge erhöhter Plasmaosmolarität v. a. bei Diabetes mellitus, Diabetes insipidus, hyperosmolarem Koma, Hyperkalzämiesyndrom, Burnett-Syndrom

 

[Primär = erst, anfangs, ursprünglich.

Polydipsie = gesteigertes Durstempfinden und vermehrte Flüssigkeitsaufnahme.

Hyperkalzämiesyndrom = Anstieg der Calcium-Konzentration im Serum

Burnett-Syndrom = Milch-Alkali-Syndrom infolge längerer Zufuhr von Antazida (Mittel zur Neutralisation und Adsorption von Magensäure) sowie größerer Mengen Milch. Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Ataxie, Stupor (Reglosigkeit), Gelenkschmerzen, Polydipsie. [Pschyrembel]

Osmolarität = Menge der gelösten, osmotisch wirksamen Teilchen pro Liter Lösung. Die Osmolarität des Plasmas wird v. a. durch Na+ (Natrium), zusammen mit Anionen (negativ geladene Ionen oder Ionenkomplexe), bestimmt. Reguliert wird die Osmolarität über Osmorezeptoren im Hypothalamus durch ADH, über das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System und Prolaktin.

- S. u. -

-> Siehe dazu auch: Mineralstoffe – Calcium; Glossar – ATP, cAMP/cGMP, Zirkumventrikuläre Organe etc.]

 

Siehe dazu auch:

Zum Nachdenken - Hypopituitarismus etc.

 

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