Gliazellen = Hüll- und Stützgewebe des Nervensystems
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Übersicht | Hüll- und Stützgewebe des Nervensystems - Ektoderm, Neuralrohr, Neuralleiste –
Gliazell-Formen - im ZNS, im peripheren Nervensystem –
Strukturen für Zellkontakte und Zellkommunikation - Desmosom - Adherens junction = Zonula adhaerens - Gap junction = Zell-Zell-Kanal - Tight junction = Zonula occludens
-> Siehe dazu: Glossar - Strukturen
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Das Hüll- und Stützgewebe des Nervensystems leitet sich ab vom Ektoderm, dem äußeren der drei embryonalen Keimblätter.
Aus dem Ektoderm bilden sich:
- Oberflächenstrukturen und Sinnesorgane
- Zentralnervensystem (Neuralrohr, Neuralleiste) und Kopfstrukturen
Aus dem Neuralrohr entwickeln sich Gehirn und Rückenmark.
Aus der Neuralleiste entwickeln sich:
- Zerebrospinale und Sympathikusganglien*
- Chromaffine Zellen* des Nebennierenmarks (NNM) -> bilden v. a. Adrenalin
- Paraganglien -> knötchenförmige Epithelkomplexe an oder in Nerven; sie produzieren Katecholamine* (z. B. Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin)
- Schwann-Zellen -> periphere Gliazellen; sie bilden die Schwann-Scheide und umhüllen das Axon
- Satellitenzellen = Mantelzellen -> kleine Zellen an der Oberfläche sensibler oder vegetativer Ganglien (Nervenknoten; Anhäufung von Nervenzellen)
- Pigmentzellen -> Zellen mit Pigmentkörnchen* im Zytoplasma
* Der Sympathikus erhält zuführende/afferente viszerosensible Fasern für die Schmerzempfindung der Eingeweide (= Viscera). Das ‚limbische System’ nennt man z. B. auch ‚visceral brain’ ...
Eine Sympathikuserregung bewirkt u. a. einen Blutdruckanstieg, setzt die Beweglichkeit des Magen-Darm-Trakts herab und vermindert die Sekretion innerer Drüsen.
Sympathikuserregend wirken u. a. Adrenalin, Noradrenalin, Ephedrin (‚Grippemittel’).
Sympathikushemmend wirken u. a. Ergotoxin, Ergotamin, Nicotin.
-> Siehe auch: Limbisches System; Leitungsbahnen; Nervensystem
* Chromaffine Zellen (u. a. im Nebennierenmark) werden definiert als ‚modifizierte postganglionäre Sympathikuszellen’; innerviert (= ‚nerval versorgt’) werden sie von ‚präganglionären Fasern’.
-> Siehe auch: Hypothalamus und Nebenniere; ... und mehr - Chromaffin
* Katecholamine ist die Bezeichnung für biogene Amine, Neurotransmitter und Hormone, die als Grundgerüst ‚Brenzkatechin’ haben.
Brenzkatechin „steht über Phenoloxidasen mit der Atmungskette in Verbindung.“
Ein Derivat des Brenzkatechin ist z. B. Methyldopa. [Pschyrembel 1994]
-> Siehe auch: Dopamin & Co.; Essen & Co. – Phenylalanin, Atmungskette etc.
* Pigmentkörnchen sind z. B.:
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Melanine | Werden in den Melanozyten aus DOPA synthetisiert, abhängig von MSH (= Melanozyten-stimulierendes Hormon aus dem Hypophysenzwischenlappen).
-> Siehe auch: Hypothalamus, Hypophyse; Essen & Co. – Phenylalanin (und Tyrosin, DOPA, Dopamin etc.); Glossar - Hautschichten
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Hämosiderin | Protein mit Eisenspeicherfunktion; Vorkommen bes. in Leber, Milz und Knochenmark.
Zur Erinnerung ...
-> Siehe auch: Essen & Co. – Ergänzungen (Ferritin, Transferrin); Zum Nachdenken – Zeroidlipofuszinose (Hämosiderin)
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Lipofuszin | Sog. Alterspigment, Abnutzungspigment; lysosomales Abbauprodukt ... in mesenchymalen* Geweben (v. a. Leber und Herzmuskel [Myokard]).
* Mesenchym = embryonales Bindegewebe: Multipotentes Muttergewebe aller Formen von Stütz- und Bindegeweben:
-> Siehe auch: Glossar – Bindegewebe, Zellorganellen; Zum Nachdenken - Lipofuszinose
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Lipochrome | Zu den Lipiden zählende Farbstoffe, v. a. Carotinoide.
-> Siehe auch: Essen & Co. – Fette, Vitamine etc.; Glossar - Hautschichten
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-> Siehe auch: ... und Thalamus; Zum Nachdenken – Hypogonadismus (Dysraphiesyndrome)
Wichtiger Unterschied zu Nervenzellen:
Gliazellen sind auch nach der Pränatalperiode* noch vermehrungsfähig.
* Pränatalperiode = gesamte vorgeburtliche Entwicklung von der Befruchtung bis zur Geburt.
-> Siehe auch: Glossar - Nervenzellen und Nervenzellfortsätze; Keimblätter
Gliazell-Formen
Im ZNS ...
- Astrozyten -> zur Phagozytose befähigt; sie bilden die sog. Gliagrenzmembran. Man unterscheidet ‚protoplasmatische Kurzstrahler’ und ‚fortsatzreiche Langstrahler’. Die zahlreichen Fortsätze haben Verbindung zu Nervenzellen und Blutgefäßen (Stoffaustausch).
- Oligodendrozyten -> umwickeln die Axone und bilden die Myelinscheide.
- Radialgliazellen -> z. B. Müller-Stützzellen in der inneren Körnerschicht der Retina und die Bergmann-Gliazelle des Kleinhirns.
- Hortega-Zellen -> mit chomatinreichem Kern und schmalem Zytoplasmasaum; sie bilden sich vermutlich aus dem Mesoderm – sog. Mesoglia. Sie sind zur Phagozytose befähigt.
Und i. w. S. gehört dazu auch:
- Ependym -> einschichtige Zellauskleidung der Hirnventrikel und des Zentralkanals des Rückenmarks. Die Zellen sind apikal [an der Spitze ...] miteinander durch Nexus* oder Zonulae adhaerentes* verbunden; diese ermöglichen den Austausch zwischen Liquor und Interstitium des ZNS (Zotten, Zilien, Tanyzyten* ...).
Zur Erinnerung ...
Phagozytose ist eine Form der Endozytose: Die Aufnahme fester Partikel (z. B. Fremdkörper, Mikroorganismen) in das Zellinnere von Phagozyten (sog. ‚Fresszellen’) und der Abbau innerhalb der Zelle (enzymatisch, oxidativ).
Astrozyten bilden die ‚Gliagrenzmembran’:
- Membrana limitans gliae perivascularis um die Blutgefäße des ZNS; bildet zusammen mit dem Kapillarendothel die Blut-Hirn-Schranke.
- Membrana limitans gliae superficialis an der Oberfläche des ZNS.
-> Siehe auch: Glossar – Zellorganellen, Makrophagen, Zirkumventrikuläre Organe
Im peripheren Nervensystem ...
- Mantelzellen -> einschichtige Zellen an der Oberfläche der Nervenzellen sensibler oder vegetativer Nerven (Ganglien).
- Schwann-Zellen -> periphere Gliazellen. Sie bilden die Myelinscheide der peripheren Nervenfaser (sog. Schwann-Scheide, die das Axon umhüllt).
[Mantelzellen: Auch Bezeichnung für B-Lymphozyten in der Rinde von Lymphknoten.
Ganglion (Nervenknoten): In den Verlauf peripherer Nerven eingeschaltete Anhäufung von Nervenzellen (Ganglienzellen); sie verdicken den Nerv; umgeben sind sie von einer Bindegewebekapsel. Bindegewebe bildet weitmaschige Zellverbände mit Interzellularsubstanz (syn. Knochenmatrix, extrazelluläre Matrix = Struktur, die den Zwischenraum zwischen Zellen ausfüllt. Bestandteile der Interzellularsubstanz sind u. a. Zelladhäsionsmoleküle).]
-> Siehe auch: Leitungsbahnen; Nervensystem; Glossar – Bindegewebe, Nervenknoten
* Nexus = spezialisiertes Gebiet innerhalb der Zellmembran, sog. ‚gap junction’ (s. u.).
Zur Erinnerung: Zellmembran ...
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Zellmembran (syn. Plasmalemm) | „Dünnes Häutchen“, die äußere Begrenzung aller Zellen. Die Zellmembran ist ‚selektiv permeabel’, d. h.:
Die Durchlässigkeit (Permeabilität) ist abhängig von der chemischen Struktur der Substanz und von den Eigenschaften der Membran, insb. von den Kanälen und Carriern in der Membran.
Zur Erinnerung ... Eine Sonderform der Carrier sind ATPasen.
-> Siehe auch: Hormone & Co. – Hormonrezeptoren; Glossar – ATP, Zellorganellen (Zellmembran etc.)
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Aufgaben der Zellmembran |
* Spezifizität = „Selektive Reaktion eines Antikörpers oder immunkompetenter Zellen über spezifische Rezeptoren mit einem bestimmten Antigen.“ [Pschyrembel]
* Struktur für Zellkontakte und Zellkommunikation, z. B. in Form von:
-> Siehe auch: Glossar – ATP, Zellorganellen etc.
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* Tanyzyten: Die Zellfortsätze der Tanyzyten im 3. Ventrikel reichen bis an die piale* Oberfläche
(= ... gefäßführender Teil der weichen Hirnhaut ...). Tanyzyten haben Zonulae occludentes, die den Liquorraum abdichten.
[* Pia mater = gefäßführender Teil der weichen Hirn- und Rückenmarkhaut (Leptomeninx)]
-> Siehe auch: Wunderwerk Gehirn – Hirnventrikel; Essen & Co. – Liquor etc.; Glossar – Zirkumventrikuläre Organe
- Bitte weiterlesen bei: Strukturen für Zellkontakte und Zellkommunikation –