Gedankensplitter - zum Nachdenken, 'Querdenken' ...

 

Neuroleptika –

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAWs)

 

Unerwünschte Wirkungen sind v. a. ‚extrapyramidal-motorische Symptome’, z. B.:

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Früh- und Spätdyskinesie

Dyskinesie ist die Bezeichnung für vorwiegend hyperkinetische Bewegungsstörungen (z. B. Chorea).

 

Sog. Spätdyskinesien (Dyskinesia tarda) sind meist irreversibel: Es sind Hyperkinesen* v. a. im Gesichtsbereich (z. B. Schmatz- und Kaubewegungen) und an Händen und Füßen.

 

* Hyperkinesen, Hyperkinesien = gesteigerte Motorik mit z. T. unwillkürlich ablaufenden Bewegungen

 

Parkinson-Syndrom

Hier: Symptomatisches (sekundäres) Parkinson-Syndrom.

Ein sekundäres Parkinson-Syndrom kann z. B. entstehen:

  • Durch Neuroleptika, Antiemetika, Calcium-Antagonisten.
  • Bei Nebenschilddrüsenunterfunktion oder Morbus Wilson (Kupferüberladung).
  • Bei Creutzfeld-Jakob-Krankheit.

 

Akathisie

Tasikinesie

Akathisie

Unvermögen, ruhig zu sitzen.

Tasikinesie

Unstillbarer Bewegungsdrang (v. a. nach Langzeitbehandlung mit Neuroleptika).

 

Akinetisch-abulisches Syndrom

Entschluss- und Entscheidungsunfähigkeit bei fehlendem Willen und Antriebslosigkeit ...

 

Vegetative Symptome

  • Mundtrockenheit
  • Mydriasis (Pupillenerweiterung durch Sympathikusreizung oder Okulomotoriuslähmung [III. Hirnnerv])
  • Orthostatische Regulationsstörungen (Kollapsneigung durch verminderte Aktivität des Sympathikus)

 

 

 

-> Siehe auch: Dopamin & Co. – Dopamin (Dopaminmangel bzw. Parkinson-Syndrom) etc.; Hirnnerven; Leitungsbahnen; Nervensystem (Sympathikus); Glossar – Chorea/Tics/Tourette-Syndrom, Drüsen (Nebenschilddrüse, Speicheldrüsen etc.), Fossa cranii, Grenzstrang (Truncus sympathicus)

 

Weitere unerwünschte Reaktionen können sein:

  • Neurotoxische Symptome durch Schädigung von Nervengewebe
  • Hypothermie (erniedrigte Körpertemperatur)
  • Sick-Sinus-Syndrom (zunehmende Sinusknotendysfunktion mit Erregungsbildungsstörungen)
  • QT-Zeit-Verlängerung im EKG mit wiederkehrenden Ohnmachtsanfällen (Synkopen)

[Hypothermie: Wärmezentren liegen v. a. im vorderen Hypothalamus. Wärme gebildet wird z. B. durch Schilddrüsenhormone (sog. ‚kalorigener Effekt’) und durch Muskelaktivität (sog. ‚Kältezittern’).

 

Sinusknoten: Der Sinusknoten ist der physiologische ‚Schrittmacher’ des Herzens (Frequenz: 60 – 80 Herzschläge/Min.). Nachgeschaltet sind: AV-Knoten (Frequenz: 40 – 60/Min.) und Purkinje-Fasern (Frequenz: 20 – 40/Min.).

  • Bei einem Ausfall des Sinusknotens agieren AV-Knoten und Purkinje-Fasern als ‚Ersatzschrittmacher'.
  • Der Sympathikus beschleunigt die Herzfrequenz, erhöht die Geschwindigkeit der Erregungsleitung und wirkt herzkraftsteigernd.
  • Der Parasympathikus verlangsamt die Herzfrequenz, verringert die Geschwindigkeit der Erregungsleitung und senkt (indirekt) die Herzkraft.

QT-Zeit-Verlängerung: Bei QT-Zeit-Verlängerung besteht das Risiko für lebensbedrohliche Arrythmien

(= unregelmäßiger oder fehlender Rhythmus der Herz- [oder Hirn-]tätigkeit) und für einen plötzlichen Herztod.]

 

Weitere UAW ...

Wenn auch selten auftretend, aber dennoch möglich sind:

 

Blutbildveränderungen

Allergische Reaktionen

Malignes neuroleptisches Syndrom

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Malignes neuroleptisches Syndrom

Schwere unerwünschte – evtl. lebensbedrohliche - Arzneimittelwirkung von Neuroleptika.

 

SYMPTOME:

  • Steifigkeit der Muskulatur (Rigor)
  • Evtl. Rhabdomyolyse* und Gefahr des akuten Nierenversagens
  • Reglosigkeit (Stupor)
  • Fieber
  • Kreislauf- und Bewusstseinsstörungen
  • Vermehrung der Leukozyten* im Blut (Leukozytose)
  • Erhöhung der Kreatinkinase*

* Rhabdomyolyse = Muskelzelluntergang (Myolyse) der quergestreiften Skelett- und Herzmuskulatur

 

* Leukozyten = weiße Blutkörperchen

 

* Kreatinkinase (Creatinkinase; Abk. CK;

frühere Bezeichnung: Creatinphosphokinase; Abk. CPK):

  • Kreatinkinase ist ein intrazelluläres Enzym; es phosphoryliert Kreatin in Abhängigkeit von ATP.

[Phosphorylierung = Veresterung organischer Verbindungen mit Phosphorsäure]

 

Es existieren 3 Untereinheiten:

M -> Muskel; B -> Brain, Gehirn; Mi -> Mitochrondrien

 

Und 4 verschiedene Isoenzyme:

CK-BB 

Vorkommen v. a. im Gehirn, in glatter Muskulatur* und in embryonaler Skelettmuskulatur. Erhöhte Serumwerte z. B. nach einem Schlaganfall, epileptischen Anfall und bei chronischer Niereninsuffizienz.

CK-MB

Vorkommen v. a. im Herzmuskel. Erhöhte Serumwerte bei Herzinfarkt.

CK-MM

Vorkommen v. a. im Skelettmuskel. Erhöhte Serumwerte bei Muskelerkrankung und Muskelschädigung.

CK-MiMi

Vorkommen an der Außenseite der inneren Mitochondrienmembran; es ist an ein ADP/ATP-Transportprotein gekoppelt.

 

* Glatte Muskulatur arbeitet unabhängig von unserem Willen und Bewusstsein. Vorkommen: In der Wand innerer Hohlorgane (z. B. Magen, Darm, Harnblase, Harnleiter, Gebärmutter) und Blutgefäße.

 

Und zur Erinnerung ...

  • Kreatin ist ein Zwischenprodukt des Aminosäurestoffwechsels; es ist auch in Fleisch enthalten.
  • Biosynthetisiert wird Kreatin in der Leber und in der Niere aus Glycin, Arginin (-> Guanidinogruppe) und Adenosylmethionin (-> Methylgruppe).

 

[Glycin und Arginin sind Aminosäuren:

Siehe dazu: Essen & Co. – Aminosäuren, Citratzyklus, Fettstoffwechsel bzw. Ab- und Aufbau]

 

  • Im Muskel aufgebautes Kreatin erhöht die Glukoseaufnahmefähigkeit des Muskels und verstärkt damit die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin.
  • Kreatinin (= Ausscheidungsform des Kreatins) wird in der Muskulatur gebildet und über den Harn ausgeschieden.

 

Siehe auch:

Essen & Co. – Mengen- und Spurenelemente (Kreatinin, Niere)

Glossar – ATP (Kreatin etc.), Leukozyten

Zum Nachdenken – Cholin (Adenosylmethionin, Glycin)

 

 

 

Und siehe auch:

Dopamin & Co. - Aminosäuren

Essen & Co. – Phenylalanin/Tyrosin, Albumin (Schilddrüsenhormone) etc.

Mineralstoffe - Magnesium etc.

Hypothalamus etc.

Wunderwerk Gehirn – Substantia nigra

Diplomarbeiten etc. – Muskelgewebe

 

 

Quellen und zum Weiterlesen:

Klinisches Wörterbuch ‚Pschyrembel’

Interaktionen und Wirkmechanismen ausgewählter Psychopharmaka;

Frank König, Wolfgang P. Kaschka (Hsg.); Thieme 2003

 

Und zum Nachdenken ...

Ich glaube einfach nicht, dass dieses ‚Wunderwerk Mensch’ ein derart mit Mängeln behaftetes, unvollkommenes, ‚reparaturbedürftiges’ Wesen ist, als dass all diese ‚Eingriffe’ unserer ‚modernen (Pharma-)Medizin’ - erforderlich und deren Einsatz gerechtfertigt, angemessen wäre.

Ich glaube es nicht.

 

„Und wenn man mir Berge schwarzen und roten Goldes verspricht, ich glaube es nicht.“

Hanns Dieter Hüsch – „Sie sagen ...“

Aus: 'Das kleine Buch zwischen Himmel und Erde'; tvd-Verlag Düsseldorf, 2000

 

Und zum Nachdenken ...

  • „Mir scheint die psychiatrische Methode der medikamentösen Unterdrückung der Psychose der genau falsche Weg zu sein. Denn alles Unterdrückte bricht irgendwann erneut auf. ...
  • ... Ähnlich wirken wohl auch die heutigen Psychopharmaka. Dass auf diese Weise keine echten Heilungen möglich werden können, wissen auch unsere Psychiater. ...“

[Quelle und zum Weiterlesen: http://www.bpe-online.de/buck/tuwas.pdf

Aus dem Referat vom 5. November 2009 bei der DGSP-Jahrestagung in Hamburg]

 

Dorothea Buck wurde schwer verschüttet während des Zweiten Weltkriegs (1944).

Ihren ersten sog. ‚psychotischen Schub’ hatte sie 1939; insgesamt hatte sie fünf (letztmals 1959).

[Quelle und zum Weiterlesen: http://www.bpe-online.de/1/buck-wpa-2007.pdf;

Ihre Internetseite: http://www.bpe-online.de/buck/]

 

... 1939 wäre ich bestimmt auch ‚verrückt’ geworden vor Angst ...

 

-> Siehe dazu auch: Angst, Angst-Aussagen; Mineralstoffe – Eisen (Myoglobinurie etc.); Zum Nachdenken – Schockformen etc.

 

... und zum Nachdenken ...

  • „I contend that the clinical fear of breakdown is the fear of a breakdown that has already been experienced. It is the fear of the original agony which caused the defence organisation which the patient displays as an illness syndrome.”

[Winnicott, 1974, p. 176, in: Frances Tustin, ‘The Protective Shell in Children and Adults’, Karnac Books, Second impression 1992, p. 147]

 

... und noch einmal Dorothea Buck ...

  • „Ich bin wirklich überzeugt davon, dass es ein ganz großes Unrecht ist, was den psychisch Kranken geschehen ist und immer noch geschieht, und dass wir eine Psychiatrie haben müssen, die eine Erfahrungswissenschaft ist. Eine Erfahrungswissenschaft kann nur auf den Erfahrungen der Betroffenen gründen, ...

[Quelle und zum Weiterlesen:

http://www.bpe-online.de/verband/rundbrief/2005/3/interview_dorothea.htm]

 

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