Gedankensplitter ...

 

Blutchimärismus

 

... ist die Bezeichnung für das Vorkommen von zwei verschiedenen Blutgruppen bei einem Menschen.

 

Beispiel:

Erythrozyten der Blutgruppe A und O – ohne Anti-A im Serum (s. u.).

  •  „Die gegen die aufgenommenen Erythrozyten gerichteten Iso- bzw. Alloagglutinine fehlen.“ [Pschyrembel]

Ursache

 

Austausch von ‚erythropoetischen Stammzellen’ bzw. ‚Primordialerythrozyten’ zwischen zweieiigen Zwillingen während der Schwangerschaft im Mutterleib.

 

Der Austausch erfolgt über Gefäßanastomosen* der gemeinsamen Plazenta.

 

* Gefäßanastomosen sind Gefäßverbindungen zwischen Blutgefäßen (z. B. als Verbindung zwischen Arterien und Venen) oder Lymphgefäßen.

 

Beispiele:

Glomusorgan (= knäuelartiges Gefäßgebilde in der Unterhaut, bes. im Bereich der Endarterien von Hand und Fuß):

Enthält arteriovenösen Anastomosen, die wichtig sind für die Wärmeregulation und für die Hautdurchblutung in der Peripherie.

Corpus coccygeum (= Knötchen vor der Steißbeinspitze):

Enthält arteriovenöse Anastomosen.

.

.

Erythropoetische Stammzellen

 

 

„Morphologisch sind Stammzellen nicht identifizierbar, sie gleichen Lymphozyten.“ [Pschyrembel]

 

[Erythropoese = Bildung und Entwicklung der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) i. R. der Blutbildung.

Primordialerythrozyten = ‚Ursprungserythrozyten’.]

 

-> Siehe: Glossar – Leukozyten (... Lymphozyten, Erythropoese etc.)

 

Blutgruppen

Es gibt verschiedene ‚Blutgruppensysteme’.

Am bekanntesten ist die ABNull-Blutgruppeneinteilung mit den Blutgruppen: A, B, AB und O.

 

Die Bestimmung der Blutgruppe erfolgt durch den Nachweis der Blutgruppenantigene auf den Erythrozyten mit Hilfe von Testseren oder Testreagenzien.

 

Blutgruppe A:

Agglutiniert mit Anti-B, nicht mit Anti-A und Anti-B

Blutgruppe B:

Agglutiniert mit Anti-A, nicht mit Anti-A und Anti-B

Blutgruppe AB:

Agglutiniert mit Anti-B, Anti-A und Anti-A und Anti-B

Blutgruppe O:

Agglutiniert weder mit Anti-B, Anti-A noch mit Anti-A und Anti-B

 

[Agglutination = Verklebung, Zusammenballung, Verklumpung (z. B. von Bakterien oder roten Blutkörperchen als Wirkung auf Antikörper).]

 

Blutgruppenantikörper

Sie richten sich gegen die auf den eigenen Erythrozyten nicht vorhandenen Blutgruppenantigene.

Reguläre Antikörper der ABNull-Blutgruppen sind:

Anti-A und Anti-B

  • Anti-A bei Blutgruppe O und B
  • Anti-B bei Blutgruppe O und A

Anti-A und Anti-B sind „natürliche Alloagglutinine“.

 

Blutgruppenantigene

 

Blutgruppensubstanzen = Blutgruppenmerkmale auf der Zellmembran von Erythrozyten, oft auch auf anderen Blut- und Gewebezellen.

Es sind v. a.:

Phospholipide

Glykolipide

Glykoproteine

 

„Blutgruppenantigene spielen als ‚Rezeptoren’ bei der Bindung von Viren, Bakterien oder Parasiten eine Rolle.“

[Pschyrembel 1994]

 

- S. u.: ANHANG -

 

Plazenta

Mutterkuchen zur Ernährung des Feten:

Austausch von Stoffwechselprodukten und Gasen zwischen mütterlichem und fetalem Blut. Die Plazenta ist eine endokrine Drüse, die schwangerschaftserhaltende Hormone bildet, die an den mütterlichen Kreislauf abgegeben werden.

 

Plazentahormone:

HCG = Choriongonadotropin

HPL = Plazentalaktogen

Östrogene

Progesteron

 

-> Siehe auch: Glossar – Myoepithelien (... und Plazenta etc.)

 

 

 

Zum Nachdenken, ‚Querdenken’ ...

  •  „Die ‚eigene’ Blutgruppe [... eines Menschen mit zwei verschiedenen Blutgruppen ...] ist nur durch Speicheluntersuchung zu bestimmen, sofern es sich bei der betreffenden Person um einen Sekretor handelt.“ [Pschyrembel 1994]

[Sekretoren (Ausscheider) können die löslichen Blutgruppenantigene in Körperflüssigkeiten abgeben (Speichel, Tränenflüssigkeit, Sperma, Fruchtwasser u. a.); ca. 75 – 78 % aller in Europa lebenden Menschen sind sog. Sekretoren; sie haben den Genotyp Se/Se oder Se/se ...

 

Non-Sekretoren (Nicht-Ausscheider) haben den Genotyp se/se ...]

 

Quelle:

Klinisches Wörterbuch ‚Pschyrembel’ (1994 und 2007)

 

Siehe auch:

Essen & Co. – Kohlenhydrate etc.

Fragen, Fragen, Fragen – Galaktose/Fruktose/Glutathion/GABA

Glossar – Drüsen, Myoepithelien

Zum Nachdenken – Blutgruppen und Kohlenhydrate

Gedankensplitter –

Bulbus olfactorius (ANHANG: Stickstoffmonoxid – Phosphatide etc.)

Neuroleptika (Cytochrome)

 

Bei Wikipedia:

de.wikipedia.org/wiki/Blutchimärismus

en.wikipedia.org/wiki/Chimera_(genetics) – [Human chimeras]

en.wikipedia.org/wiki/Twin_reversed_arterial_perfusion

... etc. ...

 

 

ANHANG:

Blutgruuppenantigene auf der Zellmembran der Erythrozyten sind v. a.:

.

.

Phospholipide

Syn. Phosphatide

Phospholipide sind mit Phosphorsäure veresterte Membranlipide.

Man teilt sie ein in:

- Plasmalogene

- Glycerophospholipide

- Sphingophospholipide

 

-> Siehe dazu: Gedankensplitter – Bulbus olfactorius (ANHANG)

 

Lipide – Einteilung:

  • Hydrolysierbare Lipide -> sind mit Fettsäuren verestert
  • Nicht-hydrolysierbare Lipide -> sind heterogene Verbindungen, z. B. Cholesterol/Cholesterin, Steroide, Fettsäuren, Carotinoide

 

Phosphorsäuren – Einteilung:

  • Orthophosphorsäure -> Salze: Phosphate (sind enthalten im Phosphatpuffer)
  • Polyphosphorsäuren
  • Metaphosphorsäuren

 

Phosphatidsäure

Phospatidsäure ist Zwischenprodukt bei der Synthese von Triglyzeriden und Phosphatiden; sie entsteht durch Abspaltung der Basen.

„Durch Abspaltung der Basen entsteht Phosphatidsäure.“

[Pschyrembel]

 

-> Siehe auch: Glossar – Puffersysteme (Hämoglobin in Erythrozyten etc.)

 

Glykolipide

Glykolipide sind Lipide (‚Fette’) mit einem Kohlenhydrat-Anteil (‚Zucker’-Anteil), der glykosidisch an den Aminoalkohol Sphingosin gebunden ist.

  • Glykolipide sind wichtige Membranbestandteile, v. a. im Nervengewebe (-> Bestandteile von Membran-Rezeptoren).

 

[Glykosidisch = unter Wasserabspaltung ...; Acetalbindung ...]

 

Zur Erinnerung ...

Cerebroside sind komplexe Glykolipide. Sie sind v. a. in der weißen Gehirnsubstanz (Substantia alba) enthalten und Träger der Antigeneigenschaften auf den Erythrozyten (Blutgruppe A und B).

Cerebroside enthalten Galaktose oder Glukose (-> im Gehirn meist Galaktose).

 

Weitere Glykolipide:

  • Sulfatide (-> Galaktose ist mit einem Sulfatrest verestert)
  • Ganglioside (-> v. a. in der grauen Substanz [Substantia grisea] des Gehirns und in Zellmembranen; der Kohlenhydrat-Anteil enthält u. a. auch Neuraminsäure*)

 

* Neuraminsäure ist Bestandteil von Glykoproteinen und Glykolipiden und beteiligt am Aufbau der Zellmembran.

Sie ist ein Kondensationsprodukt aus Mannosamin (Aminozucker der D-Mannose) und Pyruvat (Pyruvate = Salze der Brenztraubensäure; Endprodukt der Glykolyse*).

 

* Glykolyse = (anaerober) Abbau von Glukose zu Laktat zur Energiegewinung in Form von ATP, z. B. bei reifen Erythrozyten, die keine Mitochondrien besitzen.

-> Siehe dazu auch: Glossar - ATP, Zellorganellen etc.

 

Glykoproteine

Glykoproteine sind Eiweiße (Proteide und Proteine) mit kovalent gebundenem Kohlenhydrat-Anteil.

 

Zu den Glykoproteinen gehören:

  • Viele Plasma- und Membranproteine (z. B. Blutgruppensubstanzen)
  • Hormone
  • Kollagen (= Strukturprotein der extrazellulären Matrix*).

* Extrazelluläre Matrix (syn. Interzellularsubstanz, Knochenmatrix = Struktur, die den Zwischenraum zwischen Zellen ausfüllt).

-> Siehe dazu: Glossar – Bindegewebe etc.

 

Und siehe auch: Hormone & Co.

 

 

[Quelle: Pschyrembel 1994, 2007]

 

Siehe auch:

Essen & Co. –

Kohlenhydrate etc.

Fette, Fettstoffwechsel etc.

Biosynthese von Sphingosin

Wunderwerk Gehirn – Substantia alba, grisea etc.

 

 

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