- Text gehört zu: Gedankensplitter - Neuroleptika -
Psychose (syn. psychotische Störung; umgangssprachlich: ‚Irresein’ ...)
„Allgemeine Bezeichnung für psychische Störung mit strukturellem Wandel des Erlebens (im Gegensatz zum funktionellen Wandel bei Neurose).“ [Pschyrembel]
Einteilung der Psychosen – (Pschyrembel 2007)
I. Organische Psychosen (= körperlich begründbare Psychosen)
Akute (reversible) organische Psychose
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Delir, Delirium
| Bewusstseinsstörungen Aufmerksamkeitsstörungen, Orientierungsstörungen Halluzinationen (v. a. optische) Affektive Störungen (Angst, Reizbarkeit, Ratlosigkeit) Vegetative Störungen (erhöhte Herzfrequenz, Schwitzen) Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus Tremor (Zittern) Motorische Unruhe
-> Siehe dazu auch: Zum Nachdenken – Angst-Aussagen, Hypoglykämie, Schockformen etc.
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Dämmerzustand
| Bewusstseinstrübung bzw. Wahrnehmungsstörungen (ggf. Desorientiertheit) und anschließender Gedächtnisverlust (total oder partiell)
Vorkommen: Bei Epilepsie (ohne Störung der Orientierung). Nach einem Schädelhirntrauma (posttraumatisch). Seelisch bedingt (psychogen). Bei Intoxikation (Vergiftung) oder Fieber.
-> Siehe auch: Fragen, Fragen, Fragen – Epilepsie; Zum Nachdenken – Hirnlokales Syndrom
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Durchgangssyndrom
| OHNE Bewusstseins- oder Orientierungsstörung.
Leichte Form: Beeinträchtigung bei gewohnten Tätigkeiten, Antriebsstörung und evtl. Gefühlsverarmung Mittelschwere Form: Verlangsamung aller psychischen Funktionen, Gedächtnisstörung und Störung der Affektivität Schwere Form: Ausgeprägte Gedächtnisstörung, Denkstörung, evtl. Konfabulationen (= Erzählen von meist zufälligen Einfällen zum Überspielen von Gedächtnislücken, die der Betreffende dann aber für ‚richtige’ Erinnerungen hält) und Halluzinationen
-> Siehe dazu auch: Glossar – Gedächtnis
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Wochenbettpsychose | Beginnt meist innerhalb der ersten 2 Wochen nach der Geburt mit manischen oder depressiven Symptomen, starker Unruhe, Verwirrtheit, Schlafstörungen, Angst, Halluzinationen und ‚Wahn’.
„Angenommen wird eine östrogenvermittelte Modulation (‚Beeinflussung’) dopaminerger und serotonerger Transmission.“ [Pschyrembel]
[Transmission = Übertragung]
-> Siehe auch: Hypothalamus und Hypophyse; Hormone & Co.; Glossar – Myoepithelien (... Östrogene); Zum Nachdenken - Schockformen
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Chronische (irreversible) organische Psychose
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Frühkindlicher Hirnschaden (Frühkindliches exogenes Psychosyndrom) | SYMPTOME, je nach Ausmaß und Lokalisation, zeigen sich z. B. als: ADHS Verhaltensstörungen Epilepsie
-> Siehe auch: Gedankensplitter – Bulbus olfactorius etc.
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Hirndiffuses und hirnlokales Psychosyndrom; hirnlokales Syndrom | SYMPTOME. Leistungs-, Verhaltens- oder Antriebsstörungen
Vorkommen: Hirnläsion (Verletzung, Schädigung)
Hirnlokales Syndrom – Formen: - Frontalhirnsyndrom (Stirnhirnsyndrom) - Temporalhirnsyndrom - Parietallappensyndrom - Okzipitallappensyndrom
-> Siehe bei: Fragen, Fragen, Fragen – Hirnlokales Syndrom
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-> Und siehe auch: Lernprobleme - ... zum Weiterlesen
II. Nichtorganische Psychose (= körperlich nicht begründbare, endogene Psychose)
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Schizophrene Psychose (Schizophrenie; Dementia praecox) | SYMPTOME: Denkstörungen Wahn* Sinnestäuschungen (v. a. akustische Halluzinationen) Ambivalenz (Zwiespältigkeit, Zerissenheit) Autismus Psychomotorische Störungen, evtl. Stupor* oder Katatonie* Störungen der Affektivität (des Gefühls- und Gemütslebens) Ich-Erlebensstörungen u. a.
* Wahn (syn. Wahngedanke, Wahnidee) = inhaltliche Denkstörung: Die eigene Überzeugung der Lebenswirklichkeit steht im Gegensatz zur allgemein akzeptierten Realität ...
* Stupor = Zustand der Reglosigkeit
* Katatonie = psychischer Erkrankungszustand mit psychomotorischen Störungen im Vordergrund (s. u.: ANHANG)
Während des evtl. auftretenden Prodromalstadiums (sog. ‚Vorläuferstadium’) können sich folgende Symptome zeigen: Konzentrationsprobleme Depressive Verstimmungen Schlafstörungen Angst Sozialer Rückzug
Nach einem akuten ‚Schub' kommt es oft zu einer Depression oder zu einem Erschöpfungszustand.
-> Siehe dazu: Angst, Angst-Symptome; Depressionen; Schlafstörungen; Dopamin & Co. – Dopaminhypothese etc.
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Affektive Psychose | SYMPTOME sind z. B.: Verarmungs-, Schuld- oder Versündigungswahn Hypochondrischer Wahn bei einer Depression Größenwahn bei einer Manie
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Schizoaffektive Psychose | Symptome der schizophrenen und der affektiven Psychose.
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Siehe auch:
Essen & Co. – Phenylalanin/Tyrosin, Serotonin etc.
Fragen, Fragen, Fragen – Autismus/Schizophrenie/Borderline-Störung
Glossar – GABA, GHB, GABA und Pankreas
Gedankensplitter – ‚Layer to layer’
WEITERE EINTEILUNGEN:
Positiv- und Negativsymptome
Positivsymptome (Plussymptomatik, Produktivsymptomatik)
Neu hinzugetretene Krankheitssymptome, z. B.:
Halluzinationen, Wahn
Vermehrte Einfälle
Sinnestäuschungen
Erregung, Unruhe, Gespanntheit, Antriebssteigerung
Psychogene Hypertonie (Bluthochdruck)
Spasmen (Krämpfe) des Atem- oder Magen-Darm-Trakts
Negativsymptome (Minussymptomatik)
Störung bzw. Minderung früher vorhandener psychischer Fähigkeiten, z. B.:
Aufmerksamkeitsstörungen
Sprachverarmung
Verlust von Initiative, Interessen und ‚emotionaler Schwingungsfähigkeit’
Apathie, sozialer Rückzug
Allgemeine Verlangsamung oder Kraftlosigkeit
Einteilung der Symptome der Schizophrenie nach Eugen Bleuler (1857-1939)
Grundsymptome: „Die vier großen A von Bleuler“
Störungen der Assoziation (z. B. Denkzerfahrenheit)
Störungen der Affekte*
Autismus
Ambivalenz*
* Affekte entsprechen nicht dem Denkinhalt oder sind entgegengesetzt (sog. Parathymie). [Affekt = zeitlich kurze und intensive Gefühlregung.]
* Ambivalenz = Nebeneinander gegensätzlicher Vorstellungen, Wünsche oder Absichten, u. U. mit der Folge einer Handlungsunfähigkeit. Vorkommen als normales Erleben (‚Sich-nicht-entscheiden-können’), pathologisch u. a. bei Schizophrenie. [Pschyrembel]
Akzessorische Symptome (begleitende Symptome):
Wahrnehmungsstörungen (Halluzinnationen)
Inhaltliche Denkstörungen
Katatone Störungen (psychomotorische Störungen; s. Katatonie)
Die Grundsymsptome sind entscheidend für die Diagnose.
[Quelle ‚Einteilung der Symptome der Schizophrenie nach E. Bleuler’:
Susann Krieger – „Pathologie. Lehrbuch für Heilpraktiker“; Sonntag 2001; S. 480f]
Zum Nachdenken ...
„Halluzinationen sind auf allen Sinnesgebieten möglich.“ [Pschyrembel 1994]
Halluzinations-Formen:
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Akustische H.: Auf das Gehör bezogen.
| Als ‚Stimmenhören’ oder als Akoasma (akustisches Wahrnehmen eines Geräusches, eines Knallens, Zischens oder Wisperns).
Ein Akoasma kann auch im Rahmen einer epileptischen Aura vorkommen.
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Optische H. | Als Photopsie (Wahrnehmen von Licht, Farben, Blitzen oder Funken).
Ursachen einer Photopsie können sein:
-> Siehe dazu auch: Glossar – Fossa cranii etc.
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Olfaktorische H.: Den Riechnerv betreffend.
| Der I. Hirnnerv (Nervus olfactorius) zieht ins Großhirn.
–> Siehe dazu: Hirnnerven (I. Hirnnerv) |
Gustatorische H.: Den Geschmackssinn betreffend.
| Eine sog. ‚Geschmacksaura’ (= unangenehm empfundene Geschmackswahrnehmung) kann einen ‚komplex-partiellen Anfall* einleiten.
* Veraltete Bezeichnung: ‚Dämmerattacke'. Bezeichnung für einen fokalen epileptischen Anfall mit Bewusstseinsstörung (Aktivität eines umschriebenen Neuronensystems einer Hirnhemisphäre; der Anfall kann sich zu einem sekundär-generalisierten Anfall entwickeln). [Fokal heißt: Von einem Herd ausgehend ...]
-> Siehe dazu: Hirnnerven - VII. und IX. Hirnnerv (Nervus facialis und Nervus glossopharyngeus [Geschmackswahrnehmung])
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Haptische H.: Den Tastsinn betreffend.
| Wird vermittelt durch Mechanosensoren der Haut.
-> Siehe dazu: Glossar - Hautschichten
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Kinästhetische H.: Die Kinästhesie betreffend.
| Kinästhetisch heißt: Die Kinästhesie betreffend.
Kinästhesie ist die Wahrnehmung der Bewegung des Körpers im Raum (sog. Propriozeption = Tiefensensibilität).
Strukturen, die dazu nötige ‚Informationen’ registrieren, sind: Spezifische Sensoren (Propriosensoren im Muskel und in Gelenken) Vestibularapparat Mechanosensoren der Haut
Verarbeitet werden die ‚Informationen’ im Kleinhirn oder im Gyrus postcentralis.
-> Siehe dazu auch: Vestibularapparat ... oder Kleinhirn; Glossar – Hautschichten; Leitungsbahnen – Tractus A-Z (Propriozeption etc.); Zum Nachdenken – Rautengrube (Muskelspindeln, Propriozeption etc.)
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Und siehe auch:
Wahrnehmung, Wunderwerk Gehirn, Wunderwerk Mensch
Fragen, Fragen, Fragen – Epilepsie, Hirnlokales Syndrom (Hemianopsie etc.)
Zum Nachdenken – Hypoglykämie, Schockformen
Gedankensplitter – ‚Layer to layer’ (Großhirn, Bulbus olfactorius etc.)
Ursachen einer Psychose – (Pschyrembel 2007)
Als Ursache wird v. a. das ‚Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell’ diskutiert.
Es wird auch diskutiert, ob Östrogene evtl. schützend wirken.
Mögliche Ursachen der organischen Psychose:
Irreversible Veränderungen des ZNS
- Frühkindlicher Hirnschaden
- Hirnorganische Störungen
- Hirnlokales Psychosyndrom und hirnlokales Syndrom (s. o.)
Vorkommen organischer Psychosen bei:
- Hirntumoren
- Schädelhirntrauma
- Frühkindlichem Hirnschaden
- Intoxikationen (Vergiftungen; z. B. Alkohol)
- Infektionen (Enzephalitis, Meningitis)
- Epilepsie
- Vaskuläre Hirnerkrankungen (Durchblutungsstörungen)
- Hirnatrophie (‚Hirnschrumpfung’)
- Endokrine Störungen (Schilddrüsenunter- oder –überfunktion, Addison-Krankheit*)
- Drogen, psychotrope Arzneimittel
* Addison-Krankheit = sog. ‚Bronzehautkrankheit’; Insuffizienz der Nebennierenrinde (NNR)
Mögliche Ursachen der nichtorganischen Psychose, die diskutiert werden:
- Körperliche, seelische und soziale Faktoren (z. B. Vulnerabilität*)
- Stoffwechsel- und Neurotransmitterstörungen
* Vulnerabilität = Anfälligkeit, Verletzbarkeit. Die Veranlagung, auf Belastung überdurchschnittlich stark mit Spannung, Angst, Verwirrung und evtl. mit ‚psychotischer Dekompensation’ zu reagieren ...
Siehe dazu:
Dopamin & Co. – Ein Anfang, Die Stress-Reaktion
Mineralstoffe - Magnesium etc.
Hormone & Co.
Fragen, Fragen, Fragen – Epilepsie, Hirnlokales Syndrom etc.
Glossar – Fossa cranii
Zum Nachdenken –
Agnosie, Simultanagnosie
Angst-Aussagen autistischer Menschen
Hypoglykämie, Schockformen
Hypogonadismus (Östrogene, Insuffizienz der NNR etc.)
Sprache und Autismus
Neurose
Eine Neurose ist eine psychische oder psychosoziale Störung ohne nachweisbare organische Grundlage.
Im Ggs. zur Psychose ist die Realitätskontrolle wenig oder gar nicht gestört.
„Wegen uneinheitlicher Verwendung ist der Begriff in den ätiologieunspezifischen* Diagnosemanualen DSM-IV und ICD-10 nicht mehr enthalten.“ [Pschyrembel 2007]
* Ätiologie = Die einer Krankheit zugrunde liegende Ursache bzw. Studium der oder Theorie über die Faktoren und Ursachenbündel, die Krankheiten verursachen. [Pschyrembel]
Einteilung der Neurosen
- Oberbegriff für Persönlichkeitsstörungen und sog. Symptomneurosen (Angstneurose, Herzneurose, Organneurosen – ohne organische Ursache).
- Psychische Störungen, die lebensgeschichtlich bedingt sind (z. B. Abhängigkeit, sexuelle Deviation [Abweichung], psychosomatische Störung).
- Psychoanalytische Bezeichnung für Befindlichkeits-, Verhaltens- und Persönlichkeitsstörungen – die jeweiligen Symptome zeigen ungelöste unbewusste Konflikte und Entwicklungsdefizite (z. B. ein Kindheitstrauma).
Bitte weiterlesen bei: Gedankensplitter - Katatonie