Vitamine, Vitamine ...

 

Vitamine sind sehr wichtig für die Erhaltung unserer Gesundheit und für unser 'Wohlbefinden'.

Normalerweise werden sie nicht oder nicht in ausreichender Menge vom Körper hergestellt, sondern müssen über die Nahrung zugeführt werden.

 

Vitamine sind 'Mikronährstoffe': Unser Körper benötigt sie nur in winzigen Mengen, aber ihr Fehlen oder eine nicht ausreichend vorhandene Menge kann zu großen Problemen führen.

 

Diese 'Mikronährstoffe' sind v. a. nötig, damit die sog. 'Makronährstoffe' - nämlich Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate - richtig verdaut und zur Energieversorgung unseres Körpers 'weiterverarbeitet' werden können.

 

Man unterscheidet 'fett- und wasserlösliche' Vitamine.

Zu den fettlöslichen Vitaminen gehören die Vitamine A, D, E und K.

 

-> Siehe 'Fett-Vitamine' (Fettlösliche Vitamine)

 

Fettlösliche Vitamine können - im Ggs. zu wasserlöslichen - gespeichert werden, und zwar in der Leber. Deshalb kann es bei diesen Vitaminen zu einer 'Überversorgung' kommen; z. B. bei einer Überdosierung von 'Vitaminpräparaten'.

 

Wasserlösliche Vitamine sind alle B-Vitamine und Vitamin C:

  • Vitamin B1 - Thiamin
  • Vitamin B2 - Riboflavin
  • Vitamin B3 - Niacin
  • Vitamin B5 - Pantothensäure
  • Vitamin B6 - Pyridoxin
  • Vitamin B9 - Folsäure
  • Vitamin B12 - Cobalamin
  • Vitamin H - Biotin

Und:

  • Vitamin C - Ascorbinsäure

Anmerkung: Heutzutage sollte - mit Ausnahme der Vitamine A und K - nur noch der Name der Wirksubstanz verwendet werden.

 

Wasserlösliche Vitamine können nicht bzw. werden nicht gespeichert*, ein evtl. Überschuss an diesen Vitaminen wird mit dem Urin ausgeschieden. Und deshalb müssen 'wasserlösliche Vitamine' täglich neu mit der Nahrung zugeführt werden.

 

* Ausnahme: Vitamin B12 - Cobalamin

 

Eine unzureichende Versorgung v. a. mit den Vitaminen B1, B3, B6, B12, Folsäure und Vitamin C führt zu körperlichen und psychischen Veränderungen. Die psychischen Veränderungen treten meist auf, bevor sich weitere Anzeichen eines Mangels zeigen. Ein Mangel an Vitamin B12 kann u. a. zu Müdigkeit, Depressionen, Konzentrationsproblemen und Schlafstörungen führen (s. u.).

 

-> Siehe auch 'Hormone & Co.: Vitamine' und 'Zum Nachdenken: Vitamin B12, Vitamin C'

 

Ein erhöhter Vitaminbedarf besteht jeweils:

  • Bei Streß.
  • Bei Krankheit.
  • In der Schwangerschaft.
  • Während der Stillperiode.

Mangelerscheinungen können sich ergeben bei einer ungenügenden oder 'falschen' Ernährungsweise, bei einer gestörten Darmflora, bei einer Leberschädigung oder Leberkrankheit.

 

Wasserlösliche Vitamine

 

Thiamin - Vitamin B1

 

Seine 'Wirkform' ist das an Phosphatgruppen gebundene 'Thiaminpyrophosphat' als sog. 'Enzymhelfer' (= Coenzym). Dieses Coenzym ist wesentlich für die Hauptaufgaben des Thiamins:

  • Die Energiegewinnung aus Kohlenhydraten (= 'Aufbrechen' der Kohlenhydrate und die Umwandlung in Glukose).
  • Die Synthese von ACETYLCHOLIN (s. u.).

 

Exkurs: Kohlenhydrate bestehen aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff.

Es gibt drei Gruppen: Monosaccharide, Disaccharide und Polysaccharide.

Monosaccharide bestehen aus EINEM EINZIGEN ZUCKERMOLEKÜL; der wichtigste 'Einfachzucker' im menschlichen Körper ist der TRAUBENZUCKER (= GLUKOSE). Glukose ist der Hauptenergieträger. Zu den Monosacchariden zählen auch die Fruktose (= Fruchtzucker) und die Galaktose; Galaktose findet man z. B. im Milchzucker (= Laktose), in Cerebrosiden* und Glykoproteinen*.

 

* Cerebroside bilden ca. 11 % der Trockenmasse der weißen Hirnsubstanz; MYELIN ist das am meisten bekannte Cerebrosid.

Cerebroside entstehen durch die Reaktion von Ceramid mit 'aktiver' Galaktose oder Glukose (= sog. 'UDP-Zucker'). Die Aktivierung ... mit 'Uridindiphosphat' ... erfolgt in der Leber. 

Ceramide sind Vorstufen der Ganglioside (Vorkommen v. a. in der 'grauen Substanz' des Gehirns und in Zellmembranen) und Sphingolipide (Vorkommen in großen Mengen im Gehirn und im Nervengewebe.

 

-> Siehe auch 'Diplomarbeiten etc.: Metabolismus der Sphingolipide - Ceramid-Biosynthese'

 

MYELIN ist die 'Isolierschicht' der 'markhaltigen Nervenfasern' (= Substantia alba). Nervenzellfortsätze mit einer hohen 'Leitungsgeschwindigkeit' haben eine dicke Myelinschicht; man bezeichnet sie deshalb als 'markhaltige Nervenfasern'. Nervenfasern mit einer geringeren Leitungsgeschwindigkeit sind weniger gut 'isoliert' und heißen deshalb 'marklose' Nervenfasern.

 

-> Siehe auch 'Leitungsbahnen', 'Wunderwerk Gehirn: Substantia alba' etc., 'Zum Nachdenken: Projektionsbahnen'

 

Bei einem Mangel an Vitamin B12 (= Cobalamin) kommt es zur sog. 'FUNIKULÄREN MYELOSE', einer Rückenmarkschädigung: Markhaltige Nervenfasern werden 'entmarkt', v. a. im Bereich der Seiten- und Hinterstränge. Die Myelinsynthese ist gestört, und es kann zu irreversiblen neurologischen Ausfällen kommen.

 

-> Siehe auch 'Zum Nachdenken: Vitamin B12'

 

* Zu den Glykoproteinen gehören viele Plasma- und Membranproteine, Hormone und Kollagen (= Stukturprotein).

 

-> Siehe auch 'Hormone & Co.'

Thiamin - B1:

Vorkommen

Wichtig für:

Mangelerscheinungen

Hefe

Gemüse

Hülsenfrüchte

Kartoffeln

Sonnenblumenkerne

Vollkorn

Butter

 

 

- NICHT in Weissmehl, Auszugsmehl! -

 

 

 

Schweinefleisch

Innereien

Fisch

 

Herz

Nerven

Muskeltätigkeit

 

Energiegewinnung aus Kohlenhydraten

 

 

Synthese von Acetylcholin*

 

 

Gilt als 'Stimmungsaufheller'!

Gewichtsverlust

Appetitlosigkeit

Verringerte Magensaftproduktion*

Herz-Kreislauf-Versagen

Muskelschwäche

Muskellähmungen

Augenmuskellähmungen

Taubheitsgefühle in den Füßen, Beinen

Wadenkrämpfe

 

Müdigkeit

Depressionen

Angstzustände

Reizbarkeit

 

Ausgeprägte Mangelzustände:

- Beriberi*

- Wernicke-Enzephalopathie*

 

 

 

Zählt allgemein zu den 'kritischen' Nährstoffen.

 

 

* Acetylcholin ist ein 'physiologischer' Neurotransmitter. Sein 'Wirkungsort':

Sympathikus, Parasympathikus (jeweils 'efferent' = 'absteigend, herausführend', also wichtig für Informationen, die vom Zentralen Nervensystem an die 'Peripherie' weitergegeben werden) und an den motorischen Endplatten der Muskulatur.

 

-> Siehe auch 'Dopamin & Co.: Neurotransmitter, Acetylcholin' und 'Zum Nachdenken: Cholin'

 

* Beriberi und Wernicke-Enzephalopathie:

-> Siehe 'Glossar: Beriberi, Thiamin; Thiaminmangel; Enzephalopathie'

 

* Der Magensaft besteht aus Salzsäure (zum 'Abtöten' von Bakterien, die evtl. mit der Nahrung aufgenommen werden; für die Einleitung der Eiweißverdauung), Pepsin (für die Eiweißverdauung), Schleim (zum Schutz des Magens vor den 'Verdauungssäften') und - ganz wichtig - dem sog. INTRINSIC FACTOR: Er ist nötig für die Aufnahme von Vitamin B12.

 

Im Magen findet keine Kohlenhydratverdauung statt (KH-Verdauung nur in der Mundhöhle und im Dünndarm); der Fettabbau erfolgt v. a. im Dünndarm (wichtig dafür: Gallensäure), in der Mundhöhle und im Magen; der Eiweißabbau im Magen und im Dünndarm.

 

Symptome bei Überdosierung an Thiamin

  • Bei längerer oraler Therapie: Evtl. Magenbeschwerden, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Herzrasen (Tachykardie), Hautreaktionen (Juckreiz, Hautausschlag mit 'Quaddeln' = sog. 'Nesselsucht').

 

Riboflavin - Vitamin B2

 

Aus Vitamin B2 werden zwei Coenzyme gebildet. Sie sind wichtig für die Energiegewinnung aus Eiweiß, Kohlenhydraten und Fetten und für die Hormonproduktion. Es beeinflusst auch andere Vitamine.

 

Neben tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln sind auch Darmbakterien wichtig für die Bereitstellung von Vitamin B2.

Riboflavin - B2:

Vorkommen

Wichtig für:

Mangelerscheinungen

In tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln, besonders in:

 

Milch Milchprodukten

Butter

Ei

Hefe

Gemüse

Vollkorngetreide

Fisch

Fleisch

 

Obst und Gemüse enthalten nur wenig Vitamin B2.

Haut

Schleimhäute

 

Wachstumsstörungen

Hautentzündungen

Schleimhautentzündungen

Mundwinkeleinrisse

Anämie

 

Eine mangelnde Versorgung ist v. a. bei älteren Menschen und bei jungen Frauen möglich und bei erhöhter körperlicher Aktivität*.

 

* Bei älteren Menschen besteht die Gefahr eines Mangels bei einer evtl. einseitigen Ernährung; junge Frauen haben einen erhöhten Bedarf während der Schwangerschaft und auch bei Einnahme der 'Pille'.

Und man vermutet, dass auch bei erhöhter körperlicher Aktivität der Bedarf von Vitamin B2 steigt.

 

* Mangelerscheinungen sind schwer erkennbar, sie treten auch meist zusammen mit anderen Mangelerscheinungen auf, also zusammen mit weiteren Vitamin-B-Mängeln.

Erste Mangelsymptome sind:

  • Müdigkeit
  • Entzündungen der Mund- und Nasenschleimhaut
  • Veränderungen um Lippen und Nase
  • Läsionen (= Verletzungen, Schädigungen) am Auge, Netzhautveränderungen

 

Symptome bei Überdosierung an Riboflavin

  • Sind - auch bei hoher Dosis - nicht bekannt.

 

Zum Nachdenken ...

 

Die 'Ariboflavinose' ist eine Stoffwechselerkrankung durch Mangel an Riboflavin: Aufgrund von Resorptionsstörungen, Zöliakie, bei Antibiotikatherapie oder bei Leberkrankheiten.

Die Symptome sind:

  • Anämie
  • Vaskularisierung der Cornea (= Gefäßneubildungen an der Hornhaut des Auges)
  • Katarakt (= 'Grauer Star'; Trübung der Augenlinse)
  • Dermatitis (= entzündliche Hautreaktion)
  • Cheilitis vulgaris (= sog. 'aufgesprungene Lippen')
  • Glossitis (= Entzündung der Zungenschleimhaut)

Während der Schwangerschaft Fehlbildung des Fetus, z. B.:

  • Gesichtsspalten (z. B. Lippenspalte, Kieferspalte, Gaumenspalte)
  • Syndaktylie (= Entwicklungsstörung mit partieller oder totaler Nichttrennung der Finger- und Zehenanlagen und Verwachsung)

 

Niacin, Nicotinamid - Vitamin B3

 

Nicotinsäure und Nicotinsäureamid (= Nicotinamid) werden als Niacin bezeichnet.

Auch die 'Pyridinnukleotid-Coenzyme'*  zählt man dazu.

 

* NAD und NADP; diese sind an mindestens 200 enzymatischen Reaktionen beteiligt. 

 

Niacin ist insofern kein 'reines Vitamin', da es auch aus der Aminosäure TRYPTOPHAN im Organismus - durch Darmbakterien - synthetisiert werden kann.

Tryptophan ist reichlich enthalten in Milch und Eiern.

 

-> Siehe auch: 'Dopamin & Co.: Aminosäuren'; '... und mehr: Chromaffin, enterochromaffin, disseminiert'

 

Die 'klassische' Mangelkrankheit durch Niacinmangel (... und meist auch an weiteren B-Vitaminen ...)

und bei gleichzeitiger Störung des Tryptophan-Stoffwechsels* oder bei mangelnder Tryptophan-Zufuhr*, ist die Pellagra.

 

Klassische Pellagra-Symptome sind:

  • Hautveränderungen (z. B. braune Hautpigmentierung im Gesicht und an den Extremitäten)
  • Durchfälle (= Diarrhoe)
  • Depressive Psychosen, Demenz, Verwirrtheit, Halluzinationen
  • Evtl. Polyneuropathie (s. Glossar)

Niacin - B3:

Vorkommen

Wichtig für:

Mangelerscheinungen

Hefe

Hülsenfrüchte

Milchprodukte

Nüsse

Vollkorngetreide

Weizenkeime

Fisch

Innereien

Pyridinnukleotid-

Coenzyme

 

 

Zusammen mit Thiamin und Riboflavin wichtig für den Kohlenhydrat-Stoffwechsel und damit für die 'Energieversorgung' der Zellen.

Pellagra (s. o.)

 

 

 

Symptome bei Überdosierung von Niacin

  • Eine Überdosierung ist nicht bekannt.
  • Nicotinsäure kann in hohen Dosen (mehr als 1000 mg) zu Hitzewallungen und Hautjucken führen.

 

Pantothensäure - Vitamin B5

 

Pantothensäure bildet das Coenzym A (= CoA); dieses verbindet:

  • Zitronensäurezyklus (= Citratzyklus; Krebszyklus)*
  • Kohlenhydratstoffwechsel
  • Fettstoffwechsel

* Dieser 'Zyklus' hat zwei Funktionen: Endabbau von Acetyl-CoA aus dem Abbau von Kohlenhydraten, Amino- und Fettsäuren und zur Energielieferung; Bereitstellung von Biosynthese-Zwischenprodukten.

 

-> Siehe auch 'Dopamin & Co.: Aminosäuren'

 

Pantothensäure gilt als Energiespender, da es die körperliche Leistungsfähigkeit steigert.

Pantothensäure - B5:

Vorkommen

Wichtig für:

Mangelerscheinungen

In fast allen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln,

besonders in:

Hefe

Eigelb

Vollkornprodukten

Hülsenfrüchten

Nüssen

Grünem Gemüse

Wichtiger Enzymbestandteil.

Treten erst nach längerer mangelnder Zufuhr (3 - 4 Monate) auf:

Abgeschlagenheit

Müdigkeit

Schwäche

Schlafstörung

Hautentzündung

Missempfindungen an den Extremitäten, z. B. 'Burning-Feet-Syndrom'

 

 

Bei einem Mangel an Pantothensäure fehlen meist auch noch weitere B-Vitamine.

 

Symptome bei einer Überdosierung an Pantothensäure

  • Nicht bekannt.
  • Therapeutische Dosierungen von mehr als 10 g/Tag führen zu leichten Darmstörungen.

 

Pyridoxin - Vitamin B6

 

Als 'Pyridoxin' bzw. Vitamin B6 werden Pyridoxol, Pyridoxal und Pyridoxamin zusammengefasst.

Pyridoxin ist v. a. für den Aminosäurestoffwechsel wichtig.

 

Bei Jugendlichen und älteren Menschen, bei Frauen (wenn sie die 'Pille' einnehmen und während der Schwangerschaft und Stillzeit) und bei einseitiger Ernährung ist der Bedarf oft nicht ausreichend gedeckt; oft fehlt es dann auch noch an weiteren Vitaminen.

Pyridoxin - B6:

Vorkommen

Wichtig für:

Mangelerscheinungen

Gemüse

Hefe

Butter

Hülsenfrüchte

Vollkorngetreide

Fleisch

Leber

 

Nerven- und Immunsystem

 

Blutbildung

 

Anämie

Wachstumsstörungen

 

Hautveränderungen:

Im Nasen- und Augenbereich, Entzündungen im Mund und an den Lippen

 

Neurologische Störungen:

Bewegungsstörungen, Krämpfe

Schlaflosigkeit

Reizbarkeit

 

Symptome bei Überdosierung an Pyridoxin

  • Nicht bekannt.
  • Bei sehr hohen therapeutischen Dosen (ab etwa 1000 mg/Tag) evtl. Sensibilitätssstörungen in Fingern und Zehen, beeinträchtigte Tast- und Temperaturempfindung, Reflexstörung, Gangstörung.

 

Folsäure - Vitamin B9

 

Folsäure ist - in den Industrieländern - das Vitamin, bei dem am häufigsten ein Mangel auftritt, v. a. bei älteren Menschen. Das Vitamin wird beim Lagern und auch beim Kochen leicht zerstört, und auch zahlreiche Arzneimittel stören die Folsäureaufnahme.

 

Besonders gefährdet sind Schwangere: Folsäuremangel kann beim Ungeborenen zu Mißbildungen führen

(= sog. 'Neuralrohrdefekte': Spina bifida*, Anenzephalie*) oder auch zu Frühgeburten.

 

* Spina bifida: Sammelbegriff für alle angeborenen 'Spaltbildungen' im hinteren oder vorderen Teil der Wirbelsäule.

 

* Anenzephalie: Sog. 'Froschkopf'. Das Schädeldach fehlt, und wesentliche Teile des Gehirns fehlen oder degenerieren durch den ausbleibenden Verschluss des Neuralrohrs in der Gehirnregion.

 

Auch Medikamente können zu einem Folsäuremangel führen: Z. B. Antiepileptika, die 'Pille', Chemotherapeutika und Zytostatika.

 

Und auch ein Mangel an Cobalamin (= Vitamin B12) führt zu einem Folsäuremangel.

 

Folsäure wird im Organismus mithilfe von Vitamin C zu 'Tetrahydrofolsäure' (= FH4; aktive Form der Folsäure) umgebaut; die aktive Form ist wichtig für den Aufbau der Erythrozyten (= rote Blutkörperchen), für Zellteilungen und für den Aminosäurestoffwechsel.

Folsäure - B9:

Vorkommen

Wichtig für:

Mangelerscheinungen

Leber

Eidotter

Milch

Grünes Blattgemüse

Salat

Getreidekeime

Nüsse

Hefe

Nukleinsäure-

synthese*

 

Körperzellen

(s. o.)

Leichter Mangel:

Appetitlosigkeit

Durchfall

Haarausfall

 

Stärkerer Mangel:

Schleimhautveränderungen im Mundbereich und im Magen-Darm-Trakt (mit Durchfällen)

Depressionen

Neurologische Störungen

 

Erhöhtes Arterioskleroserisiko durch die erhöhte Homocysteinkonzentration*.

 

Folsäure gehört zu den kritischen Nährstoffen fast aller Bevölkerungsgruppen!

 

 

* Nukleinsäuren enthalten genetische Informationen für den Aufbau der Proteine. Man unterscheidet: DNA (= Desoxyribonukleinsäure) und RNA (= Ribonukleinsäure).

 

* Homocystein entsteht beim Abbau der essentiellen Aminosäure 'Methionin'. Zum Abbau von Homocystein sind Folsäure, Pyridoxin und Cobalamin nötig; ein gestörter Abbau und damit die Anhäufung von Homocystein gilt als wichtige Ursache für die Entstehung und das Fortschreiten von Ateriosklerose und damit für Herzerkrankungen und Schlaganfälle.

 

B-Vitamine (bes. B6, B12 und Folsäure - und evtl. auch B2 - können dieses Risiko vermindern oder sogar ganz beseitigen.

 

-> Siehe auch: 'Dopamin & Co.: Aminosäuren' und 'Zum Nachdenken: Cholin'

 

Symptome bei Überdosierung an Folsäure

  • Eine ernährungsbedingte Überdosierung ist nicht bekannt.
  • Bei hohen therapeutischen Dosierungen kann es zu Magen-Darm-Störungen, Reizbarkeit, Schlafstörungen und evtl. zu Allergien kommen.
  • Bei Epilepsie können hohe Dosierungen Anfälle auslösen oder die Wirkung von Antiepileptika abschwächen. 

 

Cobalamin - Vitamin B12

 

Cobalamin ist Bestandteil von Coenzymen, und es ist wichtiger 'Baustein' für die Bildung von Folsäure:

Ohne eine ausreichende Vitamin-B12-Menge kann Folsäure im Körper nicht verwertet werden.

 

Cobalamin kann - im Ggs. zu den anderen 'wasserlöslichen Vitaminen' - im Körper gespeichert werden, und zwar in der Leber und in den Muskeln.

Es kann 5 - 10 Jahre dauern, bis der Vorrat 'aufgebraucht' ist und sich Mangelerscheinungen zeigen.

 

Und es gibt noch eine 'Besonderheit':

Im Magen muss sich Vitamin B12 mit dem sog. 'Intrinsic factor'* verbinden, damit es später im Dünndarm aufgenommen werden kann.

 

* Der Magensaft besteht aus Salzsäure (zum 'Abtöten' von Bakterien, die evtl. mit der Nahrung aufgenommen werden und zur Einleitung der Eiweißverdauung), Pepsin (für die Eiweißverdauung), Schleim (zum Schutz des Magens vor den 'Magensäften') und - ganz wichtig - dem sog. INTRINSIC FACTOR: Er ist wichtig für die Aufnahme von Vitamin B12; er wird in der Magenschleimhaut gebildet.

Cobalamin - B12:

Vorkommen

Wichtig für:

Mangelerscheinungen

Leber

Niere

Muskelfleisch

Fisch

Eier

Milch Milchprodukte

 

In geringen Mengen:

Sauerkraut

Bier

Eiweißstoff-wechsel

 

Blutzellbildung

 

Nervensystem

Perniziöse Anämie*

 

Funikuläre Myelose*

 

Veränderungen der Magen-Darm-Schleimhaut

 

 

Perniziöse Anämie

Morbus Biermer; Perniziosa; Vitamin-B12-Mangel-Anämie

 

Die Bildung der Erythrozyten (= rote Blutkörperchen) ist gestört.

Erythrozyten bestehen v. a. aus Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff. Hämoglobin ist wichtig für den Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport. Die Erythrozyten sind bei dieser Anämieform zu groß und enthalten zuviel Hämoglobin.

Diese Anämieform entwickelt sich langsam. Allgemeine Symptome sind:

  • Glatt-rote, brennende Zunge (= sog. 'Hunter-Glossitis')
  • Durchfälle oder Verstopfung
  • Appetitlosigkeit
  • 'Strohgelbe' Hautfarbe
  • Gangunsicherheit
  • Kribbeln, schmerzhafte Missempfindungen in den Armen oder Beinen

* Funikuläre Myelose

Die neurologischen Symptome bei Vitamin-B12-Mangel bezeichnet man als 'funikuläre Myelose'

(= 'Markentmarkung'): Markhaltige Nervenfasern werden 'entmarkt', v. a. im Bereich der Seiten- und Hinterstränge des Rückenmarks. Die Myelinsynthese ist gestört, und es kann zu irreversiblen neurologischen Ausfällen kommen.

 

"Vitamin B12 wirkt als Cofaktor von Enzymen in den Mitochondrien der Zellen. Hauptsächlich schleust Vitamin B12 Methylgruppen in den Stoffwechsel. Dabei ergänzt das Vitamin Folsäure die Wirkung von B12."

[Handbuch der Orthomolekularen Medizin; S. 53]

 

-> Siehe auch 'Glossar: Zellorganellen' und 'Zum Nachdenken: Vitamin B12'

 

Biotin - Vitamin H

 

Biotin wird normalerweise in ausreichender Menge von Darmbakterien gebildet (= bei intakter Darmflora).

Es ist ein wichtiges Coenzym, das an der Synthese von Amino- und Fettsäuren und Kohlenhydraten beteiligt ist. Und es ist ein wichtiges Coenzym der sog. 'Carboxylasen' (s. u.).

 

Und es ist wohl auch wichtig, damit Vitamin C vom Organismus aufgenommen werden kann.

Biotin:

Vorkommen

Wichtig für:

Mangelerscheinungen

Hefe

Innereien

Eigelb

 

Bildung durch Darmbakterien.

 

Aminosäuren-, Kohlenhydat- und Fettstoffwechsel

Hautentzündung

Ekzeme

Haarausfall

Anorexie

Übelkeit

Depressionen

Panikartige Zustände

Muskelschmerzen

Neurologische Störungen

 

Zu Biotin-Mangel kann es v. a. kommen durch den Verzehr von rohem Hühnereiweiß.

Hühnereiweiß ist ein sog. 'Biotin-Antagonist', da das im Eiklar enthaltene Avidin Biotin bindet.

 

Auch Östrogen beeinträchtigt die Biotin-Aufnahme. Frauen, die die 'Pille' zur Verhütung nehmen, sollten evtl. zu einem Nahrungsergänzungsmittel greifen, damit sie keinen Biotin-Mangel bekommen.

 

Beim angeborenen 'Biotinidasedefekt' kommt es bereits im Säuglingsalter zu zerebralen Krampfanfällen, muskulärer Hypotonie (= herabgesetzter Muskelspannung), Haarausfall, Hörverlust (Akustikusatrophie) und Ataxie.

Die Spätform wird als 'multipler Carboxylasedefekt' bezeichnet.

Die Symptome sind:

  • Schuppige, entzündliche Hautausschläge, die vorübergehend auftreten.
  • Übersäuerung.
  • Verminderung der Leukozyten und Thrombozyten (weiße Blutkörperchen, Blutplättchen).
  • Evtl. Ataxie (= Störung der Koordination von Bewegungsabläufen) und Krampfanfälle.

-> Siehe auch 'Wunderwerk Gehirn: Kleinhirn'

 

Symptome bei einer Überdosierung an Biotin

  • Überdosierungen sind nicht bekannt.

 

Ascorbinsäure - Vitamin C

 

Pflanzen und die meisten Tiere können dieses Vitamin selbst synthetisieren (... aus Glukose ...),

aber der Mensch hat diese Fähigkeit im Lauf der Zeit wohl verloren.

 

Vitamin C ist v. a. wichtig für die Bildung und Umbildung von Hormonen und Coenzymen und für den Aminosäurestoffwechsel, für die Wundheilung, Blutgerinnung und für unser Immunsystem.

 

Außerdem ist es auch wichtig für den Aufbau von 'Kollagen' (= Strukturprotein; Bindegewebe).

Bei einem ausgesprägten Vitamin-C-Mangel kommt es zum sog. 'Skorbut', einer Störung der Kollagenbildung.

Neben der Kollagensynthese ist Vitamin C auch wichtig für die Synthese von:

  • Carnitin
  • Tyrosin
  • Katecholaminen
  • Steroiden

Und Vitamin C ist wichtig für:

  • Den Elektronentransport an den Mikrosomen (= Teile des sog. 'endoplasmatischen Reitikulums'*).
  • Die Aufnahme von Eisen*.
  • Die Hemmung der Nitrosaminbildung*.

 

* Das 'endoplasmatisches Retikulum' (= kleines Netz) ist ein reichverzweigtes Hohlraumsystem im Zytoplasma der meisten Zellen; es ist von einer Membran umschlossen. Diese Membranen lenken den Stoff- und Flüssigkeitstransport in den Zellen und man unterscheidet zwei Formen. Man findet sie in Zellen, die an der Proteinsynthese beteiligt sind, in der 'quergestreiften' Muskulatur (= Skelettmuskulatur, Herzmuskulatur?), in der Netzhaut, in Zellen, die Steroidhormone produzieren, und in Leberzellen (in bestimmten Stadien).

 

-> Siehe auch Fettstoffwechsel; 'Hormone & Co.'

 

* Der 'Nucleus ruber', Teil des 'extrapyramidalen Systems, enthält sehr viel Eisen.

 

-> Siehe auch 'Leitungsbahnen' und 'Wunderwerk Gehirn: Substantia nigra, Nucleus ruber und Nuclei raphes'

 

* Nitrosamine entstehen z. B. in eiweißreichen Nahrungsmitteln und gelten als starke Gifte und evtl. als krebsauslösend.

 

* Carnitin ist ein vitaminähnlicher Wirkstoff (alte Bezeichnung: Vitamin T) und und ist u. a. wichtig für den Fettstoffwechsel. Hohe Konzentrationen finden sich im Nebenhoden(?). Der menschliche Organismus kann L-Carnitin selbst synthetisieren aus den essentiellen Aminosäuren METHIONIN und LYSIN.

 

-> Siehe auch 'Aminosäuren' und 'Zum Nachdenken: Cholin, Methionin, Glycin, Threonin'

 

* Tyrosin - bzw. Phenylalanin - ist auch eine essentielle Aminosäure (bzw. semi-essentiell ...) und Vorstufe der Biosynthese von DOPA, Dopamin, Adrenalin, Thyroxin und der Melanine.

 

-> Siehe auch 'Dopamin & Co.: Aminosäuren, Neurotransmitter, Insulin & Co.'; 'Wunderwerk Gehirn: Substantia nigra' und 'Zum Nachdenken: Gynäkomastie, Hypoglykämie'

 

* Zu den Katecholaminen zählt man 'biogene Amine', Neurotransmitter und Hormone (z. B. Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin).

 

-> Siehe auch 'Dopamin & Co.: Aminosäuren' und 'Hypothalamus und Nebenniere'

 

* Zu den Steroiden (= Steroidhormonen) gehören die Sexualhormone, Glukokortikoide und Mineralokortikoide. Sie werden in der Nebenniere hergestellt und durch das Hypothalamus-Hypophysen-System 'reguliert'.

 

-> Siehe auch 'Dopamin & Co.: Ein Anfang, Die Stress-Reaktion, Cortisol'; 'Hypothalamus und Nebenniere'; 'Hormone & Co.'

Vitamin C:

Vorkommen

Wichtig für:

Mangelerscheinungen

Frische Früchte

Beeren

Hagebutten

Zitrusfrüchte

Dunkelgrünes Gemüse

Salat

Kartoffeln

Sanddorn

Aufbau von Bindegewebe (Knochen, Wundheilung)

 

Aufbau von Hormonen

 

Oxidationsschutz*

Skorbut:

Zahnfleischbluten, Zahnausfall durch geschwächte Knochen, innere Blutungen

 

Infektanfälligkeit

Müdigkeit

 

Psychische Störungen, insb.:

Depressionen

Hirnorganisches Psychosyndrom*

 

* Eine Studie mit Männern hat gezeigt, dass bei einem niedrigen Vitamin-C-Spiegel auch der Glutathion-Spiegel sehr erniedrigt war. Glutathion gilt als hochwirksames Antioxidans; es schützt auch vor Herzerkrankungen, Krebs und Arthritis.

 

GLUTATHION gehört zu den 'Peptiden' (= Aminosäureverbindungen); es enthält u. a. Glutaminsäure. Glutaminsäure ist eine nicht-essentielle Aminosäure und die Vorstufe der Biosynthese von GABA, Ornithin, Prolin, Hydroxyprolin; es ist ein Baustein der Folsäure (Vitamin B9) und ein Neurotransmitter (Glutamat).

 

-> Siehe auch 'Dopamin & Co.: Neurotransmitter, Aminosäuren'

 

ANTIOXIDANZIEN schützen andere Stoffe vor unerwünschter 'Oxidation' (= 'Entzug von Elektronen'). Natürliche Antioxidanzien sind z. B. Vitamin C, Vitamin E und Selen; Vitamin E gehört zu den 'fettlöslichen Vitaminen'.

 

* Mit 'hirnorganischem Psychosyndrom' bzw. 'organischem Psychosyndrom' bezeichnet man psychische Störungen mit einer körperlich begründbaren Ursache.

 

Weitere Studien haben gezeigt, dass Vitamin C menschliches Sperma schützt vor oxidationsbedingten DNA-Schäden und somit evtl. auch vor kindlichen Missbildungen.

 

Zu Vitamin-C-Mangelerscheinungen kann es kommen bei einseitiger Ernährung und bei Alkoholkrankheit. Ein erhöhter Bedarf besteht während der Schwangerschaft und v. a. bei Nikotinkonsum, während einer Dialysebehandlung und bei einer sog. 'Malabsorption', einer Verdauungsinsuffizienz mit einer Störung der Aufnahme von Nahrungsbestandteilen (= vom Darm in die Blutbahn), z. B.:

  • Kohlenhydratmalabsorption*
  • Hartnup-Krankheit*
  • Methioninmalabsorption* (Oasthouse urine disease)
  • Dünndarmerkrankungen (z. B. akute oder chronische Darminfektionen, Parasitenbefall, Zöliakie/Sprue, Whipple-Krankheit, Morbus Crohn u. a.)
  • Durchblutungsstörungen (z. B. bei Rechtsherzinsuffizienz)

* Leitsymptome bei einer Kohlenhydratmalabsorption sind: Durchfälle. Säuglinge sind sehr gefährdet durch die 'Austrockung' (= Dehydratation); es kommt zu Gedeihstörungen.

 

* Bei der 'Hartnup-Krankheit' können die Symptome unaufällig sein, evtl. kann es durch Tryptophanmangel zu pellagra-ähnlichen Hautveränderungen kommen, z. B. zu vermehrter Melaninbildung, Sonnenbrand oder Hautentzündungen etc., und u. U. zu 'Kleinhirnsymptomen'. (Niacin bzw. Nicotinsäure und Nicotinamid werden aus Tryptophan synthetisiert).

 

-> Siehe auch 'Niacin - Vitamin B3' und 'Wunderwerk Gehirn: Kleinhirn'

 

Das 'Tryptophanmalabsorptionssyndrom' nennt man auch 'Blue-diaper-Syndrom' (= Blaue-Windeln-Syndrom). Symptome sind: Gedeihstörungen mit wiederkehrenden Fieberschüben, sog. Hyperkalzämie

(= erhöhter Blutcalcium-Spiegel) und Nephrokalzinose (= Ablagerung von Calciumsalzen in der Niere).

 

* Methionin ist eine essentielle Aminosäure und wichtig für die Bildung von Cholin und damit u. a. für die Bildung der Neurotransmitter ACETYCHOLIN und ADRENALIN.

Die 'Methioninmalabsorption' ist eine Störung der Resorption (= Aufnahme) von Methionin und auch von Valin, Leucin und Isoleucin im Darm; durch den bakteriellen Abbau entsteht Alphahydroxybuttersäure.

Die essentiellen Aminosäuren Isoleucin, Leucin, Valin (und auch Lysin) sind wichtig für Muskeln, Immunsystem und Stoffwechsel.

Die Symptome: Geistige Behinderung, Krämpfe, stinkende Durchfälle, weiße Haare.

 

-> Siehe auch: 'Aminosäuren'; 'Zum Nachdenken: Cholin, Methionin, Glycin, Threonin'

 

Symptome bei einer Überdosierung an Vitamin C

  • Durchfall
  • Evtl. 'Steinbildung' (Oxalatseine) in den ableitenden Harnwegen nach längerer Einnahme in hohen Dosen; dies ist aber nicht endgültig geklärt.

-> Siehe auch 'Zum Nachdenken: Vitamin C'

 

Quellen und zum Weiterlesen:

Klinisches Wörterbuch 'Pschyrembel', 'Naturheilpraxis heute', 'Handbuch der Orthomolekularen Medizin'

 

 

 

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