Fette - Lipide
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Übersicht | Aufgaben der Fette
Einteilung der Fette
Phospholipide (Membranlipide)
Einteilung der Phospholipide: - Glycerophospholipide - Plasmalogene - Sphingophospholipide
Lecithin, Kephaline, Colamin Serin, Pyruvat, Glyzin, Inositol
Surfactant
Sphingophospholipide und Sphingosin Palmitinsäure und ‘Surfactant’, CoA, Serin, PYRIDOXIN (Vitamin B6), Porphyrine
Fettsäuren
Pantothensäure (Vitamin B5)
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Aufgaben der Fette …
Eine wichtige Aufgabe der Fette (… auch die Aufgabe der Kohlenhydrate …) ist v. a. die Lieferung von Energie, von sog. ‚Brennstoffen’:
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| Fette
| Kohlenhydrate | |
Aufgaben | Energielieferung für: Aufrechterhaltung des Stoffwechsels Aufrechterhaltung der Körpertemperatur, Wärme Arbeitsleistung (Muskelarbeit)
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Vorkommen (v. a.) | Unterhautfettgewebe Bauchfett (4 – 10 % der Körpermasse) | Leber Muskulatur (1 % der Körpermasse)
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Wichtig: Zellen können also nicht nur aus Glukose, sondern auch aus Fetten Energie gewinnen - aber nicht alle:
Das Zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) kann Fettsäuren nicht selbst abbauen, um daraus Energie zu bekommen!
Eine weitere wichtige ‚Hauptaufgabe’ der Fette:
Sie sind Bestandteil der Zellmembran – und damit v. a. wichtig für den Stoffaustausch mit anderen Zellen und für die Reizbeantwortung (s. u.).
Ein wichtiges Merkmal der Fette:
Sie sind nicht wasserlöslich, sondern nur löslich in organischen Lösungsmitteln (z. B. Äther, Chloroform, Benzol).
Einteilung der Fette
Zu den Fetten zählt man zahlreiche Substanzen mit jeweils unterschiedlichem chemischem Aufbau; i. e. S. Fette, Wachse und Öle. Man unterscheidet:
Einfache Lipide = Neutralfette = Triglyzeride
- Glycerin
- Fettsäuren
- GLYCERIN (Glycerol) ist ein Nebenprodukt bei der alkoholischen Gärung (… regt die Motilität des Rektums an …); bildet mit den Fettsäuren Glyzeride (Mono-, Di- und Triglyzeride).
Die größte Gruppe der ‚natürlichen’ Fette sind die TRIGLYZERIDE.
[Jedes Triglyzerid setzt sich zusammen aus:
1 Molekül Glycerin + 3 Fettsäuremolekülen (s. u.)]
- FETTSÄUREN bestehen aus einem hydrophilen (‚wasserliebenden’ = Carboxylgruppe) und einem hydrophoben (‚wasserabweisenden’ = Kohlenwasserstoffkette) Teil. Der jeweils überwiegende Teil bestimmt über die Wasserlöslichkeit bzw. Unlöslichkeit.
Komplexe Lipide = Fettähnliche Stoffe = Lipoide
- Carotinoide (z. B. Betacarotin = Provitamin A)
- Sterine* (z. B. Cholesterin)
- Phospholipide (= Phosphatide)
STERINE gehören zu den STEROIDEN - wie auch die Gallensäuren, Hormone der Nebennierenrinde (NNR), Sexualhormone, D-Vitamine, Herzglykoside und Pheromone.
-> Siehe auch: Fragen, Fragen, Fragen - Galaktose/Fruktose; Zum Nachdenken - Terminale Zucker
PHOSPHOLIPIDE – man nennt sie auch Phosphatide (s. u.) sind … Membranlipide.
Exkurs Zellmembran:
Die Zellmembran ist die äußere Begrenzung einer Zelle; sie ist jeweils ‚selektiv durchlässig’ (= selektiv permeabel), d. h., dass die Membran darüber bestimmt, welche Stoffe in die Zelle eintreten bzw. die Zelle verlassen können.
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Bestandteile der Membran: | - Phospholipid-Doppelschicht (= ‚Gerüst’ der Membran) - Proteine
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Wichtig für die Durchlässigkeit sind v. a. vier Faktoren:
| 1. Die Größe der Moleküle: Sehr kleine Moleküle (z. B. Wasser, Sauerstoff, Kohlendioxid) kommen ungehindert hindurch, größere (z. B. die meisten Proteine) jedoch nicht.
2. Die Fettlöslichkeit: Je besser fettlöslich eine Substanz ist, umso leichter kann sie die Zellmembran überwinden.
3. Die elektrische Ladung: Elektrisch geladene Teilchen können die Membran kaum überwinden, sie benötigen zum Transport die sog. ‚Tunnelproteine’ und eine zu diesen ‚entgegengesetzte’ Ladung. Tunnelproteine enthalten Kanäle; diese verbinden die Innen- und Außenseite der Membran.
4. Die Trägermoleküle (Carriermoleküle): Sie machen eine Substanz fettlöslich, damit sie die Phospholipidschicht überwinden kann; dieser Mechanismus ist z. B. wichtig, damit Glukose (Traubenzucker) in die Zelle gelangen kann.
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Aufgaben der Zellmembran …
- Stofftransport (aktiver Austausch - unter Verbrauch von ATP – und passiver Austausch)
- Zellkontakt und -kommunikation
- Träger der Antigeneigenschaften der Zelle
- Träger von Rezeptoren (= ‚Fühler’ für Signale, die durch ‚Liganden’ - z. B. Neurotransmitter, Hormone, Antikörper, Antigene oder Arzneimittel - vermittelt werden)
[ATP = Adenosintriphosphat.
-> Siehe auch Kohlenhydrate, Mineralstoffe etc.; Hormone & Co. - Rezeptoren etc.; Glossar - ATP, Zellorganellen etc.]
Die Zellmembran besteht aus einem – weitgehend flüssigen – Doppelfilm aus fettähnlichen Substanzen (sog. ‚Phospholipid-Doppelschicht’).
Ihre Bausteine sind Phospholipidmoleküle.
AUFBAU eines Phospholipidmoleküls:
- Zwei lange, WASSERABSTOSSENDE (hydrophobe) Schwänze: Sie stehen sich gegenüber und bilden die Mittelschicht der Membran.
- Ein WASSERANZIEHENDER (hydrophiler) Kopf: Begrenzt nach außen und nach innen.
- Eingelagerte Proteine: In der Phospholipidschicht oder durchgehend als sog. ‚Tunnelproteine’ mit Kanälen, die die Innen- und Außenseite der Membran verbinden.
Einige der MEMBRANPROTEINE und OLIGOSACCHARIDE in der Zellmembran sind REZEPTOREN.
PHOSPHOLIPIDE enthalten Phosphorsäuren in Esterform, z. B.:
- Glycerophospholipide mit Glyzerin
- Sphingophospholipide mit Sphingosin
Phosphor ist ein Nichtmetall, gehört zur Stickstoffgruppe (STICKSTOFF = N) und ist ein essentieller (lebensnotwendiger) Mineralstoff. Phosphor ist Bestandteil z. B. der Nukleinsäuren, von ATP (= Adenosintriphosphat; s. o.), cAMP* und von Knochen und Zähnen.
* cAMP = Cyclo-Adenosinmonophosphat: ‚Second messenger’ v. a. hydrophiler Hormone, z. B.: ACTH, ADH, Adrenalin, Calcitonin, FSH, Glucagon etc.
-> Siehe auch: Dopamin & Co. – Stickstoffmonoxid; Hormone & Co.; Glossar - cAMP/cGMP etc.
Einteilung der Phospholipide
Phospholipide (Phosphatide) werden eingeteilt in:
- Glycerophospholipide
- Plasmalogene (… sind den Glycerophospholipiden ähnlich …)
- Sphingophospholipide
Glycerophospholipide und Plasmalogene
Glycerophospholipide sind Derivate (Abkömmlinge …) der PHOSPHATIDSÄUREN. Phosphatidsäuren sind Zwischenprodukte in der Biosynthese der PHOSPHOLIPIDE und TRIGLYCERIDE. Dazu gehören z. B.:
- LECITHIN (= Phosphatidylcholin)
- KEPHALINE (= Phosphatidylethanolamin und –serin)
- Phosphatidylinositol
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Lecithin | Ist ein Membranlipid. Ist Hauptbestandteil vom sog. ‚Surfactant’ (= ‚oberflächenaktive Substanz’; sog. Antiatalektasefaktor; wird natürlicherweise ab der 35. Schwangerschaftswoche i. R. der ‚fetalen Lungenreifung’ gebildet (s. a. u.: Palmitinsäure). -> Siehe auch: Zum Nachdenken – Terminale Zucker etc.
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Kephaline | Sind Membranlipide. Sie kommen bes. häufig vor im MYELIN (= ‚isolierende’ Schicht der markhaltigen Nervenfasern – Substantia alba; wird von der Oligodendroglia oder von den Schwann-Zellen gebildet). -> Siehe auch: Wasser-Vitamine; Hormone; Zum Nachdenken: Galaktose, Fruktose etc.
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β-ETHANOLAMIN (Colamin) | Entsteht durch Decarboxylierung von SERIN; es ist ein Zwischenprodukt der Biosynthese von CHOLIN und KEPHALINEN.
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SERIN | - Wird abgebaut zu PYRUVAT (Pyruvate sind Salze der Brenztraubensäure; die Brenztraubensäure ist das Endprodukt der GLYKOLYSE = Abbau der Glukose bis zum Laktat = Milchsäure).
- Oder umgebaut zu GLYCIN.
GLYCIN - Ist hemmender Neurotransmitter im Rückenmark und im Hirnstamm (Kontrolle der Motorik). - Vermttelt als sog. ‚Ligand’ Signale für einen ‚dem GABAA-ähnlichen Cl—Kanal’ (Cl = Chlor; Cl- = Chloridionen). - Vorkommen z. B. in GLUTATHION, Glykocholsäuren.
-> Siehe auch: Mineralstoffe; Fragen, Fragen, Fragen: Galaktose/Fruktose; Zum Nachdenken – Cholin
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INOSITOL | Ist in den Phospholipiden aller Zellmembranen enthalten. Ist Vorstufe von INOSITOLTRISPHOSPHAT. Vorkommen: Getreide, Früchte, Hefe, Fleisch, Milch.
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Sphingophospholipide
Sphingophospholipide gehören zu den SPHINGOLIPIDEN.
Sphingolipide sind wichtig für den Aufbau der Zellmembran; es sind hydrolisierbare komplexe Membranlipide. Ihr Grundkörper sind CERAMIDE.
Die Biosynthese von Sphingosin erfolgt:
- Aus aktivierter Palmitinsäure (= Palmityl-CoA) und SERIN.
- Abhängig von PYRIDOXALPHOSPHAT.
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Palmitinsäure | Ist eine gesättigte Fettsäure (s. u.) und Bestandteil natürlicher Fette. Sie ist die wichtigste Fettsäure im ‚Surfactant’ (= oberflächenaktive Substanz), dem sog. ‚Antiatalektasefaktor’, einem Gemisch aus Lipiden (90 %) - v. a. aus Lecithin, Dipalmitoylphosphatidylcholin - und Protein. Dieser Faktor ist wichtig für die ‚Lungenentfaltung’ beim Neugeborenen (s. a. o.: Lecithin). Das ‚Surfactantmangel-Syndrom’ ist eine Lungenfunktionsstörung des Neugeborenen. (-> Siehe auch: Fragen, Fragen, Fragen: Terminale Zucker)
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CoA (= Coenzym A) | Ist die Wirkungsform der Pantothensäure (Vitamin B5).
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Serin (s. o.) | Serin ist eine nicht-essentielle Aminosäure und wird benötigt zur Biosynthese von: - Sphingosin = Bestandteil der Sphingolipide und somit der Zellmembran - Colamin = Zwischenprodukt der Biosynthese von Cholin und Kephalinen
[Cholin = Bestandteil von Acetylcholin, Lecithin u. a. Phospholipiden; auch wichtig für die Biosynthese von Sarkosin aus Glycin. Kephaline = Vorkommen v. a. im MYELIN (‚Isolierschicht’ einer Nervenzelle).] -> Siehe auch: Aminosäuren; Wasserlösliche Vitamine B1 und B12
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Pyridoxalphosphat
| Pyridoxin (= Vitamin B6) ist als Pyridoxalphosphat (PALP) das wichtigste gruppenübertragende Coenzym im Aminosäurestoffwechsel und bei der Synthese der Deltaaminolävulinsäure (= Zwischenprodukt der Porphyrinsynthese).
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PORPHYRINE | Sind eine Gruppe von Farbstoffen. -> Siehe Biosynthese der PORPHYRINE
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-> Siehe auch: Biosynthese von Sphingosin und Biosynthese der Porphyrine
Fettsäuren …
Fettsäuren sind lange Kohlenwasserstoffketten mit i. d. R. 16 – 18 Kohlenstoff-Atomen.
Man teilt Fettsäuren v. a. ein in: Gesättigte und ungesättigte …
- Gesättigte Fettsäuren enthalten nur Einfachbindungen; an alle Kohlenstoffatome sind beidseitig Wasserstoffatome gebunden.
Ungesättigt ist eine Fettsäure, wenn ein oder mehrere Kohlenstoffatome frei sind.
- Einfach ungesättigte Fettsäuren enthalten eine Doppelbindung.
- Mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthalten zwei, drei oder mehr Doppelbindungen.
Doppelbindung: Durch 2 Elektronenpaare gebildete ungesättigte Bindung von Atomen innerhalb eines Moleküls.
Molekül: Kleinstes Teilchen einer chemischen Verbindung; besteht aus zwei oder mehr miteinander verbundenen Atomen.
Einteilung der Fettsäuren
1. Gesättigte Fettsäuren sind z. B.:
Buttersäure (Butansäure)
Capronsäure (Hexansäure; in Butter u. a. Fetten)
Caprylsäure (Octansäure; z. B. in Kokosnussöl und Milchfett)
Laurinsäure
Myristinsäure
Palmitinsäure (Hexadekansäure; wichtigste Fettsäure im ‚Surfactant’ - s. o.)
Stearinsäure (Octadecansäure; v. a. zusammen mit Palmitinsäure Bestandteil von Stearin; Vorkommen in vielen natürlichen Fetten; Stearin entsteht bei der Spaltung der Fette)
- Gesättigte Fettsäuren haben keine Doppelbindungen. -
2. Ungesättigte Fettsäuren sind z. B.:
Ölsäure (Octadecensäure; häufigste einfach ungesättigte Fettsäure)
Linolsäure (Oktadekadiensäure; 2fach ungesättigte essentielle Fettsäure und wichtig v. a. für die Synthese mehrfach ungesättigter Fettsäuren wie Linolensäure und Arachidonsäure)
Linolensäure (Oktadekatriensäure; 3fach ungesättigte Fettsäure; Vorkommen v. a. in Leinöl und z. T. auch in Phospholipiden tierischer Fette)
- Ungesättigte Fettsäuren haben eine oder mehrere Doppelbindungen; die Kohlenstoffatome sind nicht vollständig mit Wasserstoff ‘gesättigt’. -
3. Hydroxyfettsäuren sind z. B.:
Rizinolsäure in Rizinusöl
- Rizinusöl besteht aus Öl-, Linol-, Palmitin-, Stearin- und Dihydroxystearinsäure.
- Rizinolsäure stimuliert die Prostaglandinsynthese im Dünndarm.
[Prostaglandine kommen vor in der Samenflüssigkeit, in Keimdrüsen und in fast allen anderen Organen; sie werden aus Arachidonsäure biosynthetisiert.
Arachidonsäure ist eine 4fach ungesättigte Fettsäure und Bestandteil der Pholspholipide (s. o.) – bes. der Inositolphosphate; sie kann auch – endogen – aus Linolsäure und Linolensäure synthetisiert werden.
Wichtig:
LINOLSÄURE und LINOLENSÄURE sind essentielle Fettsäuren, d. h., dass sie mit der Nahrung aufgenommen werden müssen und nicht selbst vom Körper synthetisiert werden können.
Vorkommen: In pflanzlichen Ölen und in Fischöl.
Bei einem Mangel kommt es zu:
- Hautveränderungen (Hyperkeratose = Verdickung der Hornschicht der Haut, Alopezie = verstärkter Haarausfall)
- Verminderung der Zahl der Blutplättchen (Thrombozytopenie)
- Wachstumsstörungen
-> Siehe auch: Citratzyklus – Insulin und Insulin-Rezeptoren
Prostaglandine wirken – z. T. gegensätzlich - z. B. auf:
- Katecholamine (z. B. Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin)
- Tonus der Muskulatur
- Herz-Kreislauf-System (blutdrucksenkend und –steigernd)
- Magensaftsekretion
Und sie steigern z. B. auch die Synthese und Freisetzung von:
- Gewebehormonen
- Hormonen aus Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Nebennierenrinde (NNR) und aus den weiblichen Keimdrüsen (Ovarium).]
4. Cyclopentenfettsäuren, z. B.:
Chaulmoograsäure
- Für die Bildung von Fettsäuren ist Pantothensäure (Vitamin B5) wichtig! -
Quellen und zum Weiterlesen:
Klinisches Wörterbuch ‚Pschyrembel’, ‚Naturheilpraxis heute’, ‚Ernährung heute’
Siehe auch:
Essen & Co. – Kohlenhydrate
Fragen, Fragen, Fragen – Aminosäureaustausch Serin zu Glycin
Zum Nachdenken – Cholin etc.