Disseminiertes neuroendokrines System (Frühere Bezeichnung: APUD-System)
Wenn ich es jetzt richtig verstanden habe, so bezeichnet man damit alle 'Paraganglien', die sich in unserem 'peripheren Nervensystem' befinden, und die ihre Hormone auf einem dieser Wege direkt an das Blut bzw. unser Gefäßsystem abgeben:
- Direkt in eine Nervenzelle (= neurokrin).
- Über Axone (Nevenzellfortsätze) in den Blutstrom (= neuroendokrin).
- Direkt in die Blutbahn (= endokrin).
- In die unmittelbare Nachbarschaft (= parakrin).
Es gibt etwa 40 verschiedene Zellarten. Ihre jeweilige Lokalisation:
Hypothalamus
Der Hypothalamus liegt im Zwischenhirn (Diencephalon). Zu ihm gehören:
- Chiasma opticum (= Sehnervenkreuzung)
- Tractus opticus (= Abschnitt der Sehbahn zwischen dem Chiasma opticum und der 'Schaltstelle' der zenralen Sehbahn - und auch der Hörbahn - im Metathalamus; 'Corpus geniculatum laterale et mediale)
- Tuber cinereum (= 'Grauer Höcker' am Boden des 3. Hirnventrikels)
- Lamina terminalis (= Graue Substanz vor und über dem Chiasma opticum; vorderer Teil des 3. Hirnventrikels)
- Hypophyse (= Hirnanhangdrüse mit dem Hypophysenvorder- und dem Hypophysenhinterlappen)
Der Hypophysenvorderlappen (HVL) ist über ein spezielles Gefäßsystem mit dem Zwischenhirn (Diencephalon) verbunden; der Hypophysenhinterlappen (HHL) über Nervenfasern mit 'vegetativen Kerngebieten' des Hypothalamus (Nuclei supraoptici , Nuclei paraventriculares). Wichtige Hormone des HVL sind z. B. MSH, FSH und LH, TSH, ACTH, STH und Prolaktin; wichtige Hormone des HHL sind Oxytocin und Vasopressin (ADH).
-> Siehe auch: Hypothalamus und Hypophyse
Epiphyse (Zirbeldrüse)
Sie liegt ebenfalls im Zwischenhirn. Ihre Zellen bilden Melatonin, das sog. 'Schlafhormon'.
Nebenschilddrüsen
Ihre Hauptzellen bilden v. a. 'Parathormon'; es ist wichtig für unseren Calcium- und Phopsphatstoffwechsel. Gegenspieler: Calcitonin aus der Schilddrüse.
Plazenta (Mutterkuchen; Nachgeburt)
Sie bildet 'schwangerschaftserhaltende' Hormone: HCG, HPL, Östrogene, Progesteron.
Magen-Darm-Schleimhaut
Hier liegen die 'enterochromaffinen Zellen'; sie enthalten u. a. Serotonin.
Lunge
Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
Der sog. 'Inselapparat' (= Langerhans-Inseln) produziert die Hormone Insulin (in den B-Zellen),
Glucagon (in den A-Zellen) und Somatostatin* (in den D-Zellen; s. u.).
* Somatostatin (SIH) = 'somatotropin release inhibiting hormone' (SIH) bzw. 'growth hormone release inhibiting hormone' (GHRIH). Es wird freigesetzt aus dem Hypothalamus und aus den D-Zellen des Pankreas. Es hemmt jeweils die Ausschüttung von:
- STH: Kontrolliert das Körperwachstum.
- TSH: Stimuliert die Hormonbildung in der Schilddrüse.
- ACTH: Stimuliert die Cortisolausschüttung in der Nebenniere.
- Insulin: Das einzige Hormon, das den Blutzuckerspiegel senkt.
- Glucagon: Bewirkt v. a. eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels.
- Gastrin: Steigert die Magenbeweglichkeit und stimuliert die Bildung von Salzsäure und Verdauungsenzymen.
- Cholecystokinin: Wirkt auf Pankreasenzyme und auf die Gallenblasenmuskulatur.
Schilddrüse
Die C-Zellen der Schilddrüse bilden Calcitonin, den 'Gegenspieler' zum Parathormon aus den Nebenschilddrüsen. Es ist wichtig für unseren Kalziumstoffwechsel.
Sie speichert 'Thyreoglobulin', aus dem v. a. die Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (T3) und Tetraiodthyronin/Thyroxin (T4) gebildet werden.
Wichtig für die Bildung von Thyroxin, also 'T4', ist die - essentielle - Aminosäure Phenylalanin,
aus der die - semi-essentielle - Aminosäure Tyrosin gebildet wird.
Tyrosin ist auch die Vorstufe für DOPA, Dopamin, Adrenalin und die Melanine*.
-> S. auch u.: Melanoblasten
Gesteuert wird die Schilddrüse über das 'Hypothalamus-Hypophysen-System':
TSH = Thyreoidea-stimulierendes Hormon:
- Steigert die Iodaufnahme usw. und vermehrt damit die Schilddrüsenhormone.
Bei einem niedrigen Hormonspiegel (T3 und T4) wird im Hypothalamus
- TRH = Thyrotropin-releasing-hormone
freigesetzt; es stimuliert v. a. die Freisetzung von TSH aus dem Hypophysenvorderlappen (HVL). Bei einem hohen Hormonspiegel wird
- TRIH = Thyreotropin-release-inhibiting-hormone
freigesetzt. TRIH ist identisch mit STH (= Somatotropes Hormon; Human Growth Hormone; GH; Wachstumshormon; Somatotropin). Es wird ebenfalls im Hypophysenvorderlappen (HVL) gebildet.
STH wird reguliert und kontrolliert durch:
- SRH = Somatoliberin; somatotropin releasing hormone; GRH; GRF.
- Somatostatin = Folliliberin; somatotropin release inhibiting hormone; SIH; growth hormone release inhibiting hormone; GHRIH.
Somatostatin hemmt die Ausschüttung von STH, TSH, ACTH, Insulin, Glucagon, Gastrin und Cholecystokinin. Und es hemmt die Beweglichkeit des Magen-Darm-Traktes.
Somatostatin wird aus dem Hypothalamus und den D-Zellen der 'Langerhans-Inseln' des Pankreas freigesetzt. Und es hat auch zu tun mit 'G-Protein-gekoppelten Rezeptoren'* und mit der 'Adenylatcyclase'*.
* G-Proteine steuern Zellaktivitäten: Sie vermitteln z. B. Hormon- und Lichtsignale oder regulieren Transportvorgänge in den Vesikeln der Synapsen.
Für die Signalübermittlung gibt es auch noch sog. 'Tyrosinkinase-Rezeptoren'. Hierzu gehören v. a. Wachstumsfaktoren (z. B. STH) und der Insulin-Rezeptor; dieser findet sich v. a. in Leber-, Muskel- und Fettzellen.
Die 'Adenylatcyclase' ist ein Enzym, das an Hormon-Rezeptoren gebunden ist. Es reguliert G-Proteine und 'überführt' ATP in cAMP ...
-> Siehe auch 'Dopamin & Co.: Dopaminsysteme; Stickstoffmonoxid'
Neurotransmitter regulieren die TRH-Sekretion (s. o.):
- Noradrenalin stimuliert
- Serotonin hemmt
Nebennierenmark (NNM)
Im Nebennierenmark werden Katecholamine gebildet:
- Adrenalin
- Noradrenalin
- Dopamin
Wenn es hier zu Störungen kommt, können andere Bereiche des sog. 'chromaffinen Gewebes' stattdessen die Bildung übernehmen.
Sympathikus
Der Sympathikus gehört zum 'Vegetativen Nervensystem' (auch: 'Autonomes Nervensystem').
Es regelt - unabhängig von unserem Willen und Bewusstsein - lebenswichtige Funktionen wie Atmung, Verdauung, Stoffwechsel, Hormon- und Wasserhaushalt usw.
Es sorgt für das 'Zusammenspiel' der einzelnen Teile und hat auch eine wichtige Beziehung zu 'seelischen Vorgängen'.
Zum 'vegetativen Nervensystem' gehören drei Systeme:
Sympathikus - Parasympathikus - Intramurales System
Der Parasympathikus wird auch als 'kraniosakrales System' bezeichnet, der Sympathikus auch als 'thorakolumbales System'.
Melanoblasten
Melanoblasten sind die Vorstufe der 'Melanozyten'. Sie liegen in unserer äußeren Hautschicht, in Teilen des Auges und in den Hirnhäuten (Leptomeningen).
Sie synthetisieren Melanin. Die dazu erforderliche 'Tyrosinase' wird durch UV-Licht aktiviert.
Die Tyrosinase wandelt die Aminosäure Tyrosin um in DOPA; DOPA ist ein Zwischenprodukt in der Biosynthese der Katecholamine* und der Melanine.
Die Synthese aus DOPA in den Melanozyten wird durch MSH (= Melanozyten-stimulierendes Hormon) aus dem Hypophysenvorderlappen (HVL) gesteuert:
MSH:
- Reguliert die Hautpigmentierung.
- Ist teilweise mit ACTH identisch.
ACTH:
- Stimuliert die Cortisolausschüttung in der Nebennierenrinde (NNR).
- Führt u. a. zu einer verstärkten Insulinausschüttung (Insulin senkt den Blutzuckerspiegel).
- Wird gesteuert durch CRH (= Corticotropin-releasing-hormone) aus dem Hypothalamus.
- Unterliegt einem 'zirkadianen Rhythmus' (höchte Werte am Morgen).
* Katecholamine = Biogene Amine, Neurotransmitter und Hormone (z. B. Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin
-> Siehe auch 'Dopamin & Co.: Die Stress-Reaktion'
Unsere Haut- und Haarfarbe und die Farbe unserer Augen (Iris und Aderhaut) wird von den Melaninen bestimmt.
Quelle und zum Weiterlesen:
Klinisches Wörterbuch 'Pschyrembel'