Hirnventrikel und Liquor

 

 

Die Sehnervenkreuzung (= Chiasma opticum) liegt vor dem Hypophysenstiel (= Infundibulum).

Über diesen Hypophysenstiel ist die Hypophyse mit dem Boden des 3. Hirnventrikels verbunden.

 

In der Hypophyse, die aus dem Hypophysenvorder- und dem Hypophysenhinterlappen besteht, werden wichtige Hormone gebildet bzw. gespeichert. V. a. der Hypophysenhinterlappen ist mit wichtigen 'Kerngebieten' für die sog. 'Neurosekretion' (= Produktion und Absonderung von Hormonen durch Nervenzellen) verbunden; hierzu zählen auch die Neurotransmitter.

 

-> Siehe auch: Hypothalamus, Hypophyse, Dopamin & Co., 'Und mehr: Disseminiert'

 

Hirnventrikel

 

Es gibt insgesamt vier Hirnventrikel (= Hirnkammern); sie sind jeweils mit 'Liquor' (= Liquor cerebrospinalis) ausgefüllt.

 

Der Liquor ist eine klare, farblose Flüssigkeit, die Hohlräume in unserem Gehirn und den sog. 'Subarachnoidalraum'* ausfüllt. Liquor ist eiweißarm und nahezu zellfrei. Er soll unser Gehirn und unsere Nervenzellen schützen gegen Stoß, Druck, Reibung, vor Schadstoffen etc. Und er ist wichtig für den Stoffaustausch: Der Liquor bekommt seine Nährstoffe aus dem Blut und transportiert andererseits Stoffwechselprodukte aus dem Nervengewebe über das 'venöse Blutsystem 'ab (s. u.).

 

Der Liquor enthält Glukose.

 

Glukose (= Traubenzucker, Einfachzucker aus dem Kohlenhydrat-Stoffwechsel) ist der Hauptenergielieferant für fast alle Zellen unseres Körpers. Und damit Körperzellen Glukose aufnehmen und verwerten können, ist Insulin nötig.

 

Am empfindlichsten reagiert unser Gehirn auf einen evtl. mangelnden Nachschub an Glukose aus dem Blut: Glukose ist der alleinige Energielieferant für Nervenzellen!

 

-> Siehe auch: 'Dopamin & Co.: Insulin & Co.' und 'Zum Nachdenken: Hypoglykämie'

 

* Der 'Subarachnoidalraum' liegt zwischen den 'weichen Hirnhäuten': Der 'Spinnwebhaut' (= Arachnoidea) und der 'Pia mater' (= Hirn- und Rückenmarkhaut). Die Arachnoidea ist eine bindegewebige Membran; sie liegt über den Furchen und Windungen des Gehirns. Die Pia mater bedeckt die Oberfläche des Hirngewebes; sie enthält Blutgefäße.

 

 

Die Hirnventrikel sind die Fortsetzung des Rückemarkskanals im Gehirn.

Man unterscheidet:

 

1. und 2. Ventrikel (= Seitenventrikel)

 

Sie liegen in den Großhirnhemisphären. Sie haben eine Verbindung über die beiden Zwischenkammerlöcher (= Foramina interventricularia; Foramen Monroi) mit dem 3. Ventrikel.

 

Der I. Hirnnerv - Nervus olfactorius; Riechnerv - zieht ins Großhirn.

 

3. Ventrikel

 

Er liegt im Zwischenhirn (= Diencephalon) und ist über den 'Aqueductus mesencephali' mit dem 4. Ventrikel verbunden.

 

Der II. Hirnnerv - Nervus opticus; Sehnerv - zieht ins Zwischenhirn.

 

4. Ventrikel

 

Dieser liegt im Rautenhirn (= Rhombencephalon) und läuft aus in den Zentralkanal des Rückenmarks*.

Bei Erwachsenen ist dieser fast immer verschlossen.

 

* Canalis centralis medullae spinalis in der 'Substantia intermedia centralis'; diese ist meist 'verödet'.

 

Der 4. Ventrikel ist über die 'Aperturae laterales und mediana'* mit dem Subarachnoidalraum, also den äußeren Liquorräumen, verbunden: Zwei kleine seitliche Öffnungen - Foramina Luschkae - und eine mittlere Öffnung - Foramen Magendii:

 

 

*Foramen Luschkae:

 

Paarige seitliche Öffnungen; sie verbinden den 4. Hirnventrikel mit der 'Cisterna pontocerebellaris' im 'Kleinhirnbrückenwinkel' (= Vertiefung am hinteren Rand der Hirnbasis; hier stoßen Kleinhirn, Pons und Medulla oblongata zusammen). Beim sog. 'Kleinhirnbrückenwinkel-Syndrom' - durch Tumoren oder Entzündungen etc. - kommt es zu Hirnnervenausfällen, Kleinhirnsymptomen, Hirndrucksteigerung.

 

* Foramen Magendii:

 

Unpaare mittlere Öffnung; sie verbindet den 4. Hirnventrikel mit der 'Cisterna cerebellomedularis' (= zwischen Kleinhirn und Medulla oblongata).

 

 

Ein Verschluss der Abflüsse des Liquors aus den Hirnventrikeln führt zum sog. 'Hydrocephalus internus occlusus. Von einem 'Hydrocephalus externus' spricht man bei einer Erweiterung des 'Subarachnoidalraums'.

 

 

Bildung des Liquors und die Blut-Liquor-Schranke

 

In den Ventrikeln gibt es spezielle Kapillargeflechte (= Plexus choroidei), in denen mittels Filtrations- und Sekretionsvorgängen aus dem Blutplasma* der Liquor gebildet wird.

 

* Blutplasma = Blutflüssigkeit: Blut ohne Blutzellen. Blutzellen sind: Rote und weiße Blutkörperchen (Erythrozyten und Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten).

 

Der Liquor fließt aus den Ventrikeln, den sog. 'inneren Liquorräumen', in den 'äußeren Liquorraum'.

Der 'äußere Liquorraum' sind der 'Subarachnoidalraum' und die Cisternen (s. o.). Aus diesem äußeren Liquorraum wird der Liquor in das venöse* Blutsystem abgegeben: In sog. 'Hirnsinus'. Dies sind venöse Blutleiter ohne Klappen*.

 

* Das 'venöse Blutsystem' bringt das 'verbrauchte' Blut zurück zum Herzen und damit auch erneut zur Lunge - damit es wieder mit Sauerstoff 'versorgt' werden kann.

 

* 'Venenklappen' finden sich v. a. in den Venen der unteren und oberen Extremitäten, also in Armen und Beinen; sie sollen den Rückfluss des Blutes hemmen.

 

Die Blut-Liquor-Schranke

 

Damit keine schädlichen Stoffe aus dem Blut ins Nervengewebe gelangen, gibt es die sog. Blut-Liquor-Schranke: Nur wenige liquorgängige Medikamente können durch diese Barriere gelangen. 

Bei verschiedenen Erkrankungen kann sie aber durchlässig werden, z. B. bei Entzündungen oder Blutungen; hier ändert sich die Zusammensetzung des Liquors.

 

Chemosensoren

 

Chemosensoren (frühere Bezeichnung: Chemorezeptoren) sind spezialisierte Zellen und Nervenendigungen; sie wandeln chemische Reize um in elektrische Erregungen.

Beispiel: Geruchssensoren in der Riechschleimhaut.

 

Periphere, arterielle Chemosensoren registrieren den Sauerstoff- und Kohlendioxidpartialdruck und die arterielle Wasserstoffionenkonzentration (H-Ionen); bei einer entsprechenden Erregung der Chemosensoren, wenn also z. B. der Sauerstoffpartialdruck abfällt, der Kohlendioxidpartialdruck und die Wasserstoffionenkonzentration ansteigt, kommt es zu einer Atemsteigerung.

 

Zentrale Chemosensoren sind 'chemosensible' Areale an der vorderen Seite der Medulla oblongata in der Nähe des 'Atemzentrums'. Sie registrieren Änderungen in der Zusammensetzung des Liquors - z. B. nach einem Anstieg des arteriellen Kohlendioxidpartialdrucks - und beeinflussen reflektorisch die Atmung.

 

Die Empfindlichkeit der Chemosensoren kann durch Pharmaka (z. B. Narkotika und Schmerzmittel) herabgesetzt werden - u. U. bis hin zu einer sog. 'Atemdepression', also einer verminderten Ansprechbarkeit des Atemzentrums auf 'Atemantriebe'.*

 

* 'Atemantriebe' sind z. B. eine Veränderung des Liquor-pHs bei einer Erhöhung des arteriellen und zentralen Kohlendioxidpartialdrucks; eine Erhöhung der arteriellen Wasserstoffionenkonzentration

(z. B. bei nicht atembedingter Übersäuerung) und z. B. Schmerz, Emotionen, körperliche Arbeit.

 

 

Quelle und zum Weiterlesen:

Klinisches Wörterbuch 'Pschyrembel' und 'Naturheilpraxis heute'

 

Siehe auch:

Essen & Co. - Fettstoffwechsel bzw. Liquor

Zum Nachdenken: Rautengrube

 

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